ALLEMAGNE

Barcelona, mai 2002

Erfahrungen mit Sektenrehabilitation von Jugendlichen im "Odenwälder Wohnhof", einem europaweit einmaligen Projekt zur Krisenintervention bei Sektenaussteigern.

Inge Mamay, fondatrice et directrice de "Odenwälder Wohnhof" – Socio pédagogue diplômée – enseignante à l’Ecole spécialisée de sociopédagogie de Buchen, Formation en psychothérapie par la parole et en théologie – Allemagne

Einleitung:

Vor einem Jahr erhielt ich einen Anruf: ob ich schon morgen eine 20-Jährige aufnehmen könne. Sie sei Mitglied einer satanischen Gruppe gewesen und hätte den Auftrag gehabt, sich für Satan zu opfern. Sie habe sich im elterlichen Bad die Pulsadern aufgeschnitten und sei von der Mutter gefunden worden. Die habe sie sofort ins Krankenhaus gebracht und von dort wurde sie in eine Psychiatrie eingewiesen, wo man sie mit Sedativen ruhig stellte. Die Geschichte, die sie über die Hintergründe ihres Selbstmordversuchs erzählte, glaubten weder die Ärzte, noch die Psychiater, noch die Polizei.

Ein Sektenexperte wurde von den Eltern eingeschaltet; er glaubte der jungen Frau und erklärte ihr und den Angehörigen, dass sie sich in Gefahr befände, WEIL sie über geheime Vorgänge in der Gruppe geredet habe. Er riet ihr, sofort "unterzutauchen" und schlug den Wohnhof dafür vor.

Am nächsten Tag wurde ein verstörtes, noch unter Einfluss von Medikamenten stehendes Mädchen zu uns gebracht. Sie sprach kein Wort. Die Eltern informierten mich über das Nötigste; sie waren selber unter Schock. Dass ihre Tochter seit vielen Jahren Mitglied einer satanischen Gruppe war, hatten sie nicht bemerkt.

Sie ließen sie im Odenwälder Wohnhof zurück.

Was geschah dann?

Ich nenne die junge Frau im Folgenden Petra, was natürlich nicht ihr richtiger Name ist.

Petra tat nur, was man ihr auftrug: "steh auf, wasch Dich, iss Dein Frühstück, mach Dein Bett", ... ansonsten saß sie wie zum Abruf stumm auf einem Stuhl im Wohnzimmer oder sie lag in ihrem Bett.

Nach 2 Tagen setzte ich mich zu ihr und fing vorsichtig an, sie zu befragen. Sie antwortete wie jemand, der sich kaum erinnern kann: vorsichtig, unsicher... oft kam gar keine Antwort. Was ich nun als Geschichte vortrage, setzt sich aus sehr vielen Puzzleteilen zusammen:

Petra wurde als 12-jährige in der Schule von einem kaum älteren Jungen angeworben, Mitglied einer Gruppe von Jugendlichen zu werden, die Gläserrücken betrieben, okkulte Rituale durchführten und auch kleine Tiere töteten. Immer wurde betont, dass sie über alles Schweigen bewahren müsse. Nachdem sie sich 2 Jahre als schweigsames Mitglied bewährt hatte, führte der Junge sie einer Gruppe von erwachsenen Satanisten zu. Dort wurde sie systematisch "programmiert" und jahrelang sexuell missbraucht. Sie nahm teil an Folterungen und Ekeltrainings. Zu ihrer schlimmsten Erfahrung zählte das Zuschauen bei einem rituellen Babymord. Immer noch schwieg sie. Sie musste für die Gruppe Geld beschaffen und bestahl Bekannte; sie musste einen Beweis ihrer Loyalität erbringen und zündete das Haus ihrer Eltern an. (Diese haben davon erst jetzt erfahren.) Nachdem sie den Auftrag hatte, sich Satan in der Walpurgisnacht zu opfern und der Versuch misslang, schaffte es eine Bekannte der Familie, diese und andere Informationen aus ihr heraus zu holen. Damit hatte Petra zum erstenmal das Schweigen gebrochen; aber auch der Eid war gebrochen und das erfüllte sie mit großen Schuldgefühlen.

Nach und nach erfuhr ich von Petra diese Geschichte. Der zuvor genannte Sektenexperte besuchte sie bei uns, interviewte sie stundenlang und bestätigte dann die Glaubwürdigkeit ihrer Schilderungen.

Einmal waren die Eltern ein paar Tage zu Besuch und schauten sich abends alleine mit ihrer Tochter ein Video über Satanismus an, in dem es auch um ihre Gruppe ging. Während des Anschauens fiel sie in Trance, war nicht mehr ansprechbar. Aber sie ging gehorsam nach oben in ihr Zimmer und in ihr Bett, als die Mutter sie dazu aufforderte. Am nächsten Morgen konnte sie sich an nichts erinnern.

Wir wiederholten die Situation. Ich sah das Video mit ihr noch mal und erlebte, wie sie beim Anblick eines bekannten Satanisten in Trance fiel. Es war unglaublich: sie tat, was ich ihr sagte, aber sie war nicht "da".

Nach tel. Rücksprache mit unserem Arzt leitete ich bei der liegenden Petra eine Hypnoserückführung ein. Dazu verwandte ich auf gut Glück den Namen ihres vermutlichen Peinigers. Die Reaktion war erschreckend: sie riss die Augen weit auf, voller Angst, verkrallte sich in meiner Kleidung, strampelte mit den Beinen und wimmerte. Schnell brachte ich die Rückführung zu Ende und überzeugte mich davon, dass sie wieder "da" war. Die Eltern haben diese dramatische Situation miterlebt und ihr hinterher erzählt. Sie konnte sich wieder an nichts erinnern und lachte, weil sie uns nicht glaubte.

Das lässt natürlich Raum für Spekulationen: ein Mädchen reagiert auf Namen und Bild eines anderen mit einem totalen Black out. Sie empfängt Befehle und Anweisungen, die sie widerspruchslos ausführt. Und sie kann sich an nichts hinterher erinnern.

Was konnten wir tun, um ihr zu helfen?

Ich konnte es nicht wagen, dieses Experiment zu wiederholen. Ich konnte ihr aber etliche Methoden zur Manipulation von Menschen aufzeigen. Und sie bestätigte oft, dass ihr dies oder jenes passiert sei. Sie taute ganz langsam auf. Und jetzt kommt etwas für Außenstehende schwer Nachvollziehbares: sie offenbarte mir, dass sie ihre Peiniger trotz allem immer noch liebe, vermisse und Sehnsucht nach ihnen habe. Nicht nach den sexuellen Perversionen, aber nach der Gruppe.

Ich wusste mittlerweile, dass sie keinen Spaß am dort praktizierten Sex hatte. Jede Vorstellung über Sex ekelte sie an.

Im Wohnhof erlebte sie zum erstenmal seit vielen Jahren, dass niemand etwas von ihr wollte. Das tat ihr zwar gut, aber dennoch....

Ich "erlaubte" ihr, diese Gefühle der Sehnsucht zu haben und redete auf endlosen Spaziergängen mit ihr darüber, warum sie nicht heute hassen und ablehnen könne, was sie jahrelang als ihre Welt erlebt hatte. Sie war erleichtert, dass ich nicht von ihr verlangte, sich völlig von ihrer Gruppe abzuwenden. Dadurch gab es endlich eine Ebene der Verständigung, denn sie sprach noch immer sehr, sehr wenig. Ihre kognitiven Fähigkeiten waren gering, so dass ein wirkliches Verstehen von logischen Argumenten nicht möglich war. Der Zugang erfolgte nur über Bildsprache und Zuwendung ohne jeden Druck.

Ihr Tag bei uns sah so aus, dass sie erst aufstand, wenn jemand sie weckte. Nach dem Frühstück (schweigend, aber den anderen zuhörend) wusch sie das Geschirr. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl und wartete... bis man ihr eine Aufgabe übertrug oder sich mit ihr beschäftigte. Eigene Interessen konnte sie nicht formulieren. Auf Fragen wie: was möchtest Du gerne tun? kam immer nur: ich weiß nicht! Nach dem Mittagessen legte sie sich wieder hin und schlief, bis man sie am Nachmittag weckte. Dann legte sie sich im Wohnzimmer vor den Fernseher und sah alle soaps und Talkshows an, die es gab.

Zu mehr war sie nicht fähig.

Später erzählte sie, dass genau das ihr gut getan habe: dass sie nichts habe tun müssen, dass sie viel Zeit für sich hatte.

Mittlerweile hatte sie soviel Zutrauen gefasst, dass sie bei unseren Aussteiger-Seminaren zugeben konnte, woher sie kam und was mit ihr passiert war. Sie sprach mit anderen Menschen über etwas, was sie jahrelang verstecken musste.

Nach 3 Monaten, in denen sie mit uns lebte, mit uns aß, manchmal mit uns redete ... stabilisierte sie sich soweit, dass sie bereit und willens war, in eine stationäre Therapie in einer geeigneten Klinik zu gehen. Dort blieb sie ein Vierteljahr und war begeistert. Sie lobte die Klinik über alles. Im Moment ist sie wieder zuhause bei ihren Eltern. Es ist geplant, dass sie diesen Herbst weit entfernt von ihrem bisherigen Wohnort in eine betreute Wohngemeinschaft kommt, um von dort aus eine Berufsausbildung zu beginnen. Petra weiß, dass sie alleine noch nicht in der Lage ist, einen normalen Alltag zu meistern. Sie braucht den Anstoß von außen.

So weit so gut, dachte ich bis Februar dieses Jahres. Aber dann erhielt ich Mails von ihr, die auf beunruhigende Weise andeuten, dass sie noch immer mit ihrer Gruppe liebäugelt. Sie will z.B. von mir wissen, ob es schlimm sei, wenn sie zurückginge, ob man sie dann wirklich umbringen würde. Oder dass ihr den ganzen Tag die "Gesetze" der Gruppe durch den Kopf gehen. Dass sie Fotos gefunden habe und nicht bereit sei, sie wegzugeben....

Ich erkläre ihr dann, was "flouting" ist, das "schwimmen" zwischen zwei Welten und dass sie für eine sinnvolle Beschäftigung sorgen soll. Prompt mailt sie zurück, dass sie sich um einen Job im Supermarkt beworben habe.

Das Kapitel Petra ist noch nicht vorbei. 7 Jahre ritueller Missbrauch und gezielte Manipulation lassen sich nicht mit einigen Monaten Therapie "heilen".

Aber der Wohnhof kann der Ort sein, wo Petra und andere sich Schritte in ein neues Leben überlegen können. Und wo es Menschen gibt, die verstehen, dass das alles nicht so einfach ist.

Ich werde Ihnen nun vortragen, was Menschen, die zu uns kommen, in Ihrem Zimmer als erste Information vorfinden:

Willkommen im Odenwälder Wohnhof !

Und wie geht´s weiter?

Das entscheidet hier immer nur eine Person:

Sie !

Ziel Ihres Aufenthaltes soll sein, dass es Ihnen hinterher besser geht !

Dafür schlagen wir Ihnen ein paar Dinge vor, die sich bewährt haben. Ob Sie sie befolgen oder nicht liegt bei Ihnen.

Sie können hier sicher und unbehelligt wohnen, finden Menschen, die Sie verstehen und können Ihre Erlebnisse mit ihnen austauschen. Sie können sich mit Ihrer Vergangenheit, Ihren "Göttern, Geistern und Dämonen" auseinandersetzen, bis Sie anfangen, wieder an sich selbst zu glauben. Bis Sie wieder eine Perspektive für eine lebenswerte Zukunft gefunden haben.

Wie soll das gehen?

Hier sind die ersten Vorschläge, die helfen können, einen neuen Anfang zu gestalten:

Ihr Alltag im Wohnhof

  1. Haus und Dorf
  2. Der Odenwälder Wohnhof war früher das evangelische Pfarrhaus des Dorfes. Dadurch ist es bis heute fest in die Sozialstruktur eingebunden. Im Gemeindesaal, im seitlich separat begehbaren Untergeschoss des Wohnhofs, finden regelmäßig Proben des Kirchenchors, Kindergottesdienste, Krabbelgruppetreffen und Frauenkreise statt.

    Der Odenwälder Wohnhof gehört zum Dorf und ist somit im realen Leben verankert. Traditionelle Fest und Feiertage können mit der Bevölkerung begangen und gefeiert werden. (Dadurch wird der "normale" Umgang mit anderen Menschen geübt.)

    Die Dorfbewohner wissen um die Funktion des Wohnhofs und betrachten das Leben hier mit "wohlwollender Neugierde". J

    Ihr Zimmer ist nur sehr karg möbliert. Machen Sie es zu Ihrem Zimmer: stellen Sie die Möbel um, hängen Sie Bilder auf, legen Sie sich einen Teppich rein ... ; Sie sollen sich hier wohlfühlen.

  3. Umgebung
  4. Um den Wohnhof herum liegen kilometerlange Feld- und Waldwege durch unbebaute Kulturlandschaft zum wandern, spazieren, joggen, inlineskaten und Rad fahren. Der weite Blick über sanfte Hügel, die saubere Luft, die Stille und das Beobachten einheimischer Tiere ist wie dazu geschaffen, die Seele baumeln zu lassen, das Innere auszudehnen und die Heilkräfte der Natur wirken zu lassen.

  5. Gruppe und Austausch
  6. Wir halten die Bildung einer Gruppe für wichtig und heilsam. Die Gruppe ist das Instrument des Trostes und der Selbsterfahrung und von großem Wert für die Durchführung des Aufenthaltes.

    Viele ehemalige Sektenmitglieder halten ihre Erfahrungen für exklusiv und nicht mitteilbar, weil Worte und Begriffe das Erlebte nicht fassen können. Durch den Austausch mit anderen gewinnen Sie vielleicht die überraschende und wohltuende Erkenntnis, dass Sie nicht alleine so fühlen:

    Gemeinsamkeiten werden festgestellt und von der Ebene der Unbeschreibbarkeit heruntergeholt.

    Für den Austausch und die Interaktion innerhalb der Gruppe gibt es keinen Ersatz. Das gemeinsame Lernen ermöglicht Ihnen das Verstehen, aber auch eine Verhaltensänderung und Neuorientierung.

  7. Einzel- und Gruppengespräche mit dem Team
  8. Einzelgespräche mit den Mitarbeitern des Wohnhofs tragen entscheidend zur Bearbeitung von Konflikten und zur persönlichen Weiterentwicklung bei.

    Mit jedem Bewohner wird eine Absprache über das Leben im Haus getroffen. Das beinhaltet neben dem normalen Alltag auch die Teilnahme an Einzel- und Gruppengesprächen. Wir gehen davon aus, dass Sie hierher gekommen sind, um mit kompetenten Menschen reden zu können und deshalb aktiv an den Gesprächen teilnehmen.

    Die jeweils angewandten pädagogischen oder therapeutischen Methoden werden transparent gemacht, damit Sie keine Sorge vor einer erneuten Manipulation zu haben brauchen.

  9. Der Tagesablauf
  10. Der Tagesablauf ist festgelegt, jedoch nicht starr; es gibt keinen Leistungskatalog, der absolviert werden muss. Es gibt nur Angebote. Und in manchen Fällen wird es wichtig sein, erst mal nur einfach auszuschlafen.

    Der Tagesablauf sieht gemeinsame Mahlzeiten vor sowie die gemeinsame Bewältigung der Haus- und Gartenarbeit. (Diese Arbeit dient der Rückbindung an die Realitäten des Lebens.)

    Während der Woche werden wechselnde Angebote vorgeschlagen: Werken und Gestalten, Freizeitsport, Unterhaltung, auch Vorträge und Diskussionsrunden zu aktuellen Themen.

    An Wochenenden sind Ausflüge in die Umgebung möglich, Heimfahrten, City-Trips... Der Tagesablauf sowie das Wochenende enthalten bewusst Phasen, die von Ihnen selbst gestaltet werden müssen. Was machen Sie mit Ihrer Zeit?

  11. Die Art Ihres Aufenthaltes
  12. Die Menschen kommen mit unterschiedlichen Bedürfnissen in den Wohnhof:

    da gibt es einmal diejenigen, die eine kurze, effiziente Bearbeitung und Lösung ihrer Probleme erwarten.

    Sie werden es schwer haben, denn ihre Probleme sind nicht übernacht entstanden und lassen sich auch nicht übernacht lösen.

    Andere sind physisch und psychisch so ausgelaugt, dass sie nur noch Ruhe brauchen und in Ruhe gelassen werden möchten, um innerlich und äußerlich zu heilen, bis sie von sich aus wieder in der Lage sind, mit anderen Menschen Kontakt aufzunehmen.

    Wieder andere erleben ihre momentane Situation als Krise, in der sie keine Entscheidungen treffen können. Sie sind da, weil sie nirgendwo anders hinkönnen. Jeder bringt ein individuelles Zeitmaß mit und darf nicht mit anderem gemessen werden.

    Darum bieten wir:

    1. Kurzzeitaufenthalte, z.B. zur Teilnahme an Gesprächen mit den Mitarbeitern oder Seminaren und Workshops am Wochenende.
    2. Kürzere Aufenthalte von etwa 2 Wochen zum Ausspannen, Luftschnappen, in Ruhe gelassen werden und körperlich wieder auf die Füsse kommen.
    3. Längere Aufenthalte bis zu 6 Monaten für eine therapeutische Neueinstellungsphase oder bei einer besonderen Krise (Finanznot, Wohnraumverlust bei Sektenausstieg, Familienzusammenführung, Sicherheitsbedürfnis).
    4. Es kann auch Zwischenzeiten geben. Und es gibt eine Nachsorgephase.
  13. Kosten
  14. Im Tagessatz von 75 Euro (ermäßigter Satz 15 - 25 Euro) sind Unterkunft, Verpflegung, Begleitung durch geschulte Mitarbeiter und Therapie durch einen Arzt enthalten. In Ausnahmefällen wird auch eine kostenfreie Unterbringung möglich sein.

    Dieser geringe Beitrag wird ermöglicht durch die Finanzierung durch Bund, Land und die Software AG Stiftung Darmstadt.

Zusammenfassung:

Wir bieten einen möglichst normalen Alltag mit alltäglichen Arbeiten und Beschäftigungen, in dem das bisherige Leben reflektiert und möglichst positiv integriert und das zukünftige Leben geplant werden kann. Dazu helfen wir mit Annahme, Verständnis, Sachkompetenz und Geduld.

Und wie geht es jetzt weiter:

Wenn Sie wollen, dann machen Sie jetzt die erste Übung:

Wenn ein Magier Ihnen 10 Wünsche erfüllen könnte, was würden Sie sich wünschen?

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Schreiben Sie Ihre Wünsche auf ein Extrablatt:

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Wichtig: legen Sie sich ein Tagebuch zu. Dann können Sie besser Ihre Entwicklung beobachten. Es wird Ihnen später eine große Hilfe sein, zu verstehen, was, warum, wie, ... passiert ist.

 

 

Was passiert bei der Therapie?

Was können Sie selber dazu tun?

Wir schlagen Ihnen für Ihren Aufenthalt einen 3-Phasen-Plan vor:

    1. Versuchen Sie ALLES über Ihre Gruppe, Sekte, Gemeinschaft ... herauszufinden. Dafür stellen wir Ihnen Literatur zur Verfügung. Möglicherweise treffen Sie auf Material, dass Sie sehr wütend, nachdenklich, traurig ... macht. Halten Sie alle Empfindungen in Ihrem Tagebuch fest.
    2. Was wissen Sie über Bewusstseinskontrolle? Über Gehirnwäsche? Über alltägliche Manipulationstechniken? Sie können darüber lesen und mit den Mitarbeitern sprechen. Es ist möglicherweise ein wichtiger Schlüssel, Sie und Ihr Verhalten besser zu verstehen.
    3. Und warum war es für Sie richtig, nötig, wichtig ... in dieser Gruppe, Sekte, Gemeinschaft gewesen zu sein? Erkennen Sie Ihre Anteile, Ihre Persönlichkeitsstruktur durch Austausch und Gespräch, durch Selbstbeobachtung und Reflexion. Ihr Tagebuch ist Ihr wichtigster Begleiter, Ihr Kapital für die Zukunft.

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Odenwälder Wohnhof

19.11.02

Nachtrag zu meinem Vortrag in Barcelona

Aufgrund weiterer Erfahrungen mit erwachsenen und jugendlichen Satanistinnen bin ich mittlerweile nicht mehr sicher, ob die Geschichte "Petra" der Wahrheit entspricht. Und es wäre nur redlich, dies im Nachtrag zu benennen.

Wir haben erlebt, dass eine junge Satanistin uns eine ganz änliche Geschichte wie "Petra" erzählte. Sie war 1 1/2 Jahre in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, wo man ihr glaubte und sie als traumatisiertes Opfer behandelte. Sie war vier Monate bei uns, bis sie wohl selber merkte, dass sie ihre Geschichte nicht Iänger aufrechterhalten konnte. Vor vier Wochen gestand sie, dass die ganze geschichte nicht stimmte, "flash backs" gespielt waren und die "satanischen Bestrafungen" durch Selbstverletzungen entstanden sind.

Da "Petra" inzwischen einem Journalisten noch schlimmere Details mitgeteilt hat als-uns, müssen wir davon ausgehen, dass nicht alles so stimmt ! (Angeblich hat sie Föten geboren, die für satanistische Rituale gebraucht wurden.) Eine in der Klinik erfolgte Diagnose auf "Borderline" erklärt vielleicht einiges.

Bitte setzen Sie diesen Nachtrag in die Dokumentation.

I. Mamay, Dipl.Soz.Päd.

 

Odenwälder Wohnhof

ADDENDUM TO MY PRESENTATION IN BARCELONA

19/11/02

Based on additional experience with adult and young satanists, I am no so sure any more, if the story « Petra » corresponds to reality, and it would be honest to tell you about.

We experienced another young female satanist who told us a story very similar to that of « Petra ». She had been in a psychiatric clinic for children and youngsters for one and a half year where she was trusted and she was treated as a traumatised victim. She had been in our rehab centre during 4 months until she noticed herself that she could not maintain her story any longer. Four weeks ago she confessed that the whole story was not true, she had simulated « flash backs » and the « Satanist punishments » (damages) had been created by herself.

As « Pert » in the meantime told a journalist stories with details which were worse than those she told us, we have to assume that the whole story was not true ! (She told us that she had born foetuses which were used for satanic rituals). In the psychiatric clinic, they stated the diagnosis « borderline » which may explain something.

Please add this addendum to the documentation.

Inge Mamay

Odenwälder Wohnhof

ADDENDA A MA PRESENTATION A BARCELONE

19/11/02

Sur la base d’une expérience complémentaire avec des satanistes adultes et mineurs, je ne suis plus tout à fait sûre que l’histoire "Petra" correspond bien à la réalité et je pense qu’il est honnête de vous en informer.

Nous avons eu une expérience avec une autre jeune femme sataniste qui nous a raconté une histoire très similaire à celle de Petra. Elle avait été soignée en tant que victime d’un traumatisme pendant un an et demi dans une clinique psychiatrique pour enfants et adolescents. Elle a passé quatre mois dans notre centre de réhabilitation jusqu’à ce qu’elle fasse remarquer elle-même qu’elle ne pouvait pas continuer plus longtemps l’histoire qu’elle nous avait racontée.

Il y a quatre semaines, elle nous a confessé que la totalité de l’histoire était fausse, qu’elle avait simulé les flash-back et qu’elle avait inventé les punitions satanistes.

Comme Petra entre-temps avait raconté à un journaliste des histoires dont les détails étaient pires que ceux qu’elle nous avait communiqués, nous devons supposer que la totalité de l’histoire n’était pas vraie ! (Elle nous avait dit qu’elle avait mis au monde des fœtus qui devaient être utilisés pour des rituels satanistes). La clinique psychiatrique a diagnostiqué qu’elle était borderline, ce qui peut apporter une explication.

Merci d’ajouter cet addenda à mon exposé.

Inge Mamay