Vorstellung der FECRIS

Konferenz der International Cultic Studies Association und

der psychologischen Fakultät, Universidad Autónoma de Madrid
betreffend
Psychologische Manipulation, kultische Gruppen und andere alternative Bewegungen

in Madrid, Spanien, 14.-16. Juli 2005

Vorstellung der FECRIS

FECRIS (Fédération Européenne des Centres de Recherche et d’Information sur le Sectarisme – Europäische Föderation der Zentren für Forschung und Information über das Sektenwesen) wurde am 30.Juni 1994 in Paris gegründet, nachdem 1993 auf einer Internationalen Konferenz in Barcelona Vorgespräche geführt wurden. FECRIS ist eine nichtkommerzielle Vereinigung nach französischem Recht. Sie erklärt sich selbst als politisch, philosophisch und religiös neutral, wie im Artikel 2 ihrer Statuten festgestellt wird.

Ihre Zwecke sind:

  • Zusammenschluss europäischer Vereinigungen, welche sich mit gegenwärtigen Organisationen sektiererischer und totalitärer Art befassen, seien diese nun gesetzmäßig konstituiert oder nicht, deren Praktiken im Widerspruch zur allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, zur europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte, zur internationalen Konvention zum Schutz der Rechte der Kinder, zur europäischen Gesetzgebung und zu den nationalen Gesetzgebungen stehen.
  • Vertretung der Mitgliedsorganisationen bei den europäischen Institutionen im Rahmen ihrer Tätigkeiten der Information und Verteidigung von Einzelpersonen, Familien und demokratischen Gesellschaften gegen die Machenschaften von schädlichen, sektiererischen Organisationen.
  • Warnung der Behörden und der internationalen Institutionen im Fall von strafbaren Handlungen.
  • Teilnahme an der Ausarbeitung eines europäischen rechtlichen Rahmens betreffend diese Probleme.
  • Errichtung eines internationalen Informationsnetzes.
  • Durchführung von Forschungen und Studien, insbesondere auf juristischem Gebiet, in allen Bereichen, die durch sektiererische Tendenzen betroffen sein können.

Derzeit umfasst die Föderation 45 Vereinigungen in 29 Ländern:

Argentinien – Armenien – Australien – Belgien –  Bulgarien – Deutschland –  Estland – Finnland – Frankreich – Großbritannien – Irland – Italien – Israel – Litauen – Malta – Norwegen – Niederlande – Österreich – Polen – Russland – Schweden – Schweiz –  Serbien – Slowakei – Spanien – Ukraine – Vereinigte Staaten – Weißrussland – Zypern.

Die breite Entwicklung unseres Netzwerks wurde durch die Einwanderung von Sekten aus den USA und aus Westeuropa nach Osteuropa verursacht, wo sich infolge dessen Vereinigungen bildeten, die dann Mitglieder und Korrespondenten von FECRIS wurden.

1999 wollte FECRIS die ethischen Grundsätze festlegen, zu denen sich seine Mitglieder und Korrespondenten verpflichten, und verfasste einen Katalog, in dem sie sich selbst als nichtphilosophisch, nichtreligiös und nichtkommerziell erklärte.

Die grundlegenden Konzepte, welche die Tätigkeit der FECRIS motivieren, sind

·         Achtung vor religiösem, philosophischem und politischem Pluralismus;

·         Objektivität und Pragmatismus,  Bedenken der Komplexität der Situationen.

·         Diskretion, Achtung der beruflichen Verschwiegenheit.

  • Ständiges Fragen, da das Sektenphänomen sich ständig entwickelt.

1999 veranstaltete FECRIS in Paris in Räumen der französischen Nationalversammlung eine europäische Konferenz, an der mehr als 200 Personen aus ganz Europa teilnahmen. Am Ende dieser Konferenz erklärten sich die Teilnehmer mit einer Gemeinsamen Erklärung einverstanden.

In dieser Erklärung verpflichtet sich FECRIS, die fundamentalen Freiheiten zu achten, wie sie in der Universalen Erklärung der Menschenrechte von 1948, der Europäischen Konvention über Menschenrechte und fundamentale Freiheiten von 1950, der Internationalen Konvention über die Reche des Kindes von 1989 und auf allgemeine Weise in verschiedenen Erklärungen betreffend Menschen und Bürger, die von verschiedenen europäischen Staaten ratifiziert sind, angenommen wurden.

FECRIS erklärte, dass sie die Behörden unter anderem für die folgenden Aufgaben verantwortlich hält:

  • den Schutz und die Garantie der individuellen Freiheiten;
  • die Transparenz und Verfügbarkeit von Information, um den Einzelnen zu befähigen, sich selbst vor schädlichen Praktiken des Sektierertums zu schützen
  • den Schutz des Einzelnen vor jeder Art von entwürdigender mentaler Manipulation, Unterwerfung und psychologischer und/oder intellektueller Konditionierung in welchem Zusammenhang auch immer.

FECRIS hat bereits ihre Unterstützung der Resolution 134 des Komitees für zivile Freiheiten und interne Angelegenheiten des Europäischen Parlaments von 18. Februar 1998 erklärt.

Diese Resolution lädt die Mitgliedstaaten ein, „in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Legalität Maßnahmen zu ergreifen, um Missbräuche zu bekämpfen, die an Menschen durch bestimmte Sekten begangen werden, denen der Statuts eines Kultes oder einer religiösen Organisation verweigert werden sollte, der sie mit bestimmten Steuervorteilen und gesetzlichem Schutz ausstattet“.

FECRIS stimmt auch völlig mit der Resolution überein, die am 15 Januar 2003 durch das Europäische Parlament angenommen wurde, entsprechend der dieses

„den Mitgliedstaaten empfiehlt, die ungesetzlichen Aktivitäten der so genannten Sekten zu bekämpfen, welche die mentale oder physische Integrität Einzelner bedrohen, und so die Grundsätze des Rechtsstaats zu beachten und in Übereinstimmung mit den Ansichten der Parlamentarischen Versammlung des Europarats normale Verfahren des Straf- und Zivilrechts anzuwenden“, und

„ebenso meint, dass die Freiheit, nicht mehr Anhänger einer Religion oder Philosophie zu sein, und das Recht, die betreffende Gemeinschaft zu verlassen, ebenfalls in die individuellen Freiheiten einbezogen werden müssen und dass dieses Recht von den Behörden aktiv beschützt werden soll, wenn immer dies sich als nötig erweist“.

In Bezug auf die Erklärung der FECRIS sollte besonders beachtet werden:

Unsere Analyse beruht auf der Evidenz, die aus dem Verhalten von Organisationen abgeleitet wird.. Es ist wichtig, dem Druck zu widerstehen, kultisches bzw. sektiererisches Verhalten auf den sicheren Grund von Glaube und Religion zu stellen. Dieses Argument ist falsch und beruht auf einer oberflächlichen Betrachtung der Probleme, es ist mit einer wissenschaftlichen Analyse nicht vereinbar.

Wir sprechen von einem Kult oder einem Guru, wenn die Organisation oder der/die Betreffende mit Glaube oder destruktiven Techniken und mit Bewusstseinsmanipulation als Werkzeug Geschäfte macht.

Unsere Schlussfolgerungen sind überlegt und vorsichtig. Sie berücksichtigen mögliche Fehlinterpretationen und die Sorge und Zerstörung der Opfer und ihrer Familien.

Wir prangern das uninformierte Sich-Einlassen Einzelner auf bestimmte Gedankenreformsysteme und dessen möglicherweise schädlichen Auswirkungen auf unsere sozialen, demokratischen und familiären Strukturen an.

Die Tätigkeit der FECIS hat drei Hauptrichtungen:

·        Vielleicht die wichtigste Richtung von einem praktischen Gesichtspunkt aus ist die gemeinsame Nutzung der Erfahrung und Information ihrer Vereinigungen. Diese Informations- und Unterstützungstätigkeit wird heute durch das Internet sehr erleichtert. Die Interaktion im Netz erlaubt auch die Überwachung der Berufsethik der Föderation.

 

·        Die Organisation von Konferenzen über Forschung auf europäischer Ebene

  • 2001, nach der ersten Konferenz von 1999 in der französischen Nationalversammlung, veranstaltete FECRIS ein Treffen von Anwälten aus mehreren europäischen Ländern, um über die besonderen Erfahrungen auf dem Gebiet der Verteidigung der Opfer von Sekten zu sprechen.
  • 2002 war eine Konferenz in Barcelona dem Schutz der Kinder bezüglich des Sektenphänomens gewidmet. Diese wurde unter der Ägide und in den Gebäuden des Generalsekretariats für Jugend der katalanischen Regierung abgehalten. Die Debatten betrafen hauptsächlich die Auswirkungen von Sekteneinfluss auf die physische und mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, die soziale Rehabilitation, die Methoden und Hilfsmittel für die Vorbeugung und den Schutz von Kindern innerhalb des Zivil- und Strafrechts.
  • 2004 war eine Konferenz in Marseille dem Thema „Der Einfluss von Sekten auf die Gesundheit in der Gesellschaft“ gewidmet. Dies betraf den  bisweilen verhängnisvollen Einfluss totalitärer Gruppen auf die physische und mentale Gesundheit ihrer Anhänger, als auch die Auswirkungen der Tätigkeit selbsternannter Heiler.
  • 2005 war eine Konferenz in Wien dem Thema „Sekten und Bildung“ gewidmet. Die Vorträge und Diskussionen betrafen das Interesse und Wissen junger Leute über Sekten und esoterische Praktiken, die oft durch totalitäre Strukturen bewirkten psychologischen Schäden, mögliche Wege zum Schutz vor Bewusstseinsmanipulation und das weite Feld von Sekten, die Einrichtungen der Erwachsenenbildung anbieten. Bei dieser Konferenz konnten wir insbesondere eine große Zahl von Teilnehmern aus Mittel- und Osteuropa begrüßen.
  • (Dieser Punkt war nicht in der Vorstellung der FECRIS bei der ICSA-Konferenz im Juli 2005 enthalten.): 2006 fand eine Konferenz in Brüssel statt, in der auf verschiedene Weise die Gefährdung der Menschenrechte durch Sekteneinfluss und mögliche Gegenmaßnahmen beleuchtet wurden.
  • Das Hauptziel der FECRIS ist es, den europäischen Behörden jene Information zu übermitteln, die sie benötigen, um sich des Phänomens des schädlichen Sektenwesens und seiner Gefahren nicht nur für den Einzelnen und für Familien, sondern auch für die Staaten und Demokratien gewahr zu werden..

Wir waren sehr erfreut, als wir gerade heute (am 14. Juli 2005) erfuhren, dass wir den beratenden/teilnehmenden Status im Europarat erhalten haben. Wir haben als Beobachter an den Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarats und an den Gruppen der INGO-s (International Non-Governmental Organisations – Internationale Nichtregierungsorganisationen) teilgenommen. Wir werden dies jetzt weiterhin tun als INGO in den Gruppen für Menschenrechte, Gesundheit und Sozialcharta.

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FECRIS wird für ihre Unparteilichkeit von mehreren offiziellen oder regierungsnahen Organisationen anerkannt, wie die MIVILUDES in Frankreich, die CIAOSN in Belgien, den Diensten des französischen Premierministers, dem Parlament von Katalonien und insbesondere dessen Sekretariat für die Jugend.

Das Europäische Parlament hat FECRIS eingeladen, an einem Treffen unter der Ägide seines Komitees für Freiheiten and Rechte der Bürger, Justiz und innere Angelegenheiten teilzunehmen.

FECRIS ist auch der französischen Regierung wohlbekannt, die ihr im Rahmen ihrer Förderung der Menschenrechte eine bedeutende Förderung angedeihen lässt.

Dieser Text ist eine Übersetzung der Vorstellung der FECRIS, die von Friedrich Griess, ihrem Vorsitzenden, in englischer Sprache gehalten wurde. Er beruht auf einer Vorstellung, die von ihrem früheren Vorsitzenden Jean Nokin am 24.4.2003 für das Europäische Parlament gehalten wurde.