Die Internationalisierung der Sekten: eine Gefahr für die Menschenrechte in Europa?

Bericht über die Tagung

Die Internationalisierung der Sekten: eine Gefahr für die Menschenrechte in Europa?

veranstaltet von der Vereinigung
Contacts et Informations Groupes Sectaires (CIGS)
und der
Europäischen Föderation der Zentren zur Forschung und Information über das Sektenwesen
( FECRIS )
am 25. März 2006 in der Fondation Universitaire, 30 Rue du Champ de Mars, 1000 Brüssel

 

 

Vorwort

 

Seit Juli 2005 ist FECRIS eine der fast 400 internationalen Nichtregierungsorganisationen (INGOs) mit teilnehmendem Status beim Europarat. Eines der Ziele unserer Konferenz war, zu überlegen, wie dieser teilnehmende Status der FECRIS dazu dienen könnte, ihre Rolle als Vertretung der Mitgliederorganisationen in ihren Kontakten mit den europäischen Institutionen im Rahmen ihrer Verteidigung der Familien, der Individuen und der demokratischen Gesellschaften gegen die Tätigkeit schädlicher sektiererischer Organisationen zu spielen.

 

Dies ist der Grund für die Wahl des Themas: Die Internationalisierung der Sekten. Eine Gefahr für die Menschenrechte in Europa?

 

Nach vielen Jahren des Einsatzes gegen Sekten gründeten die Familienvereinigungen in Europa schließlich 1994 die FECRIS. Sie war für Europa entworfen, aber dennoch ein offenes Fenster für die ganze Welt, denn offensichtlich haben sich schädliche sektiererische Organisationen bereits weltweit verbreitet und die Gefahr in der globalen Szene besteht darin, dass solche Bewegungen immer radikaler werden, wenn ihnen keine Hindernisse mehr in den Weg gelegt werden.

 

Eine Sprecherin des Europarats wies darauf hin, dass Debatten im Europarat „zum Beispiel klären werden müssen, was Religionsfreiheit abdeckt und was sie nicht abdeckt. Gedankenfreiheit bedeutet nicht, dass man das Recht hat, alles Beliebige zu tun, und wir sollten den Mut haben, zu bekräftigen, dass es Leute gibt, welche die Freiheiten missbrauchen, die durch die Europäische Konvention der Menschenrechte geschützt werden.“

 

Dies wurde durch den Vertreter der belgischen Justizministerin bestätigt, der sagte: „…eine viel engere Zusammenarbeit zwischen den Behörden sollte auf diesem Gebiet eingerichtet werden. Wir wissen, dass es nicht immer leicht ist, dies auf verschiedenen Ebenen und vor allem auf europäischer Ebene zu bewerkstelligen, und genau diese Schwierigkeiten nützen sektiererische Organisationen aus, um ihre internationalen Aktivitäten zu entwickeln …..“

 

“Der Weg, der von Belgien beschritten wurde, ist vielleicht nicht der leichteste, aber es ist notwendig, sich dessen bewusst zu sein, dass verschiedene Rechte und Freiheiten, die wir in unserem Land garantieren, auch zur Folge haben müssen, dass diese Freiheiten nur innerhalb gewisser Grenzen gewährt werden.“

 

Eine andere Schlussfolgerung, die für unsere Vereinigungen von großem Interesse ist, erinnerte uns an die Bedeutung und die Gefahr, in der Lobby-Szene nicht präsent zu sein:

 

“Es ist wichtig, dass wir Lobbying verstehen, denn wir meinen, dass Sekten dieses bereits vollständig in ihre Arbeitsweise einbezogen haben, während es unseren Vereinigungen, welche die Opfer verteidigen, noch immer ernstlich an Erfahrung auf diesem Gebiet fehlt.“

 

“Lobbying entspricht einer bestimmten Art von Management, das durch Strategie beherrscht wird. Wir müssen deshalb unsere Paradigmen überdenken, die klar definiert sein müssen, und wir müssen darangehen, unseren lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Behörden zu erklären, was sektiererisches Lobbying bedeutet und was sich hinter den Zielen der Sekten verbirgt, die Paradigmen zu ändern.“ 

 

Schließlich wurde das Interesse an unserer Konferenz sehr durch die Anwesenheit des Berichterstatters der Arbeitsgruppe der belgischen Abgeordnetenkammer verstärkt, der sich die Zeit nahm, zu kommen und in erster Line das Ergebnis einer zweijährigen Folgestudie dessen vorzustellen, was sich seit dem Ende der parlamentarischen Untersuchung auf diesem Gebiet im Jahre 1997 in der Sektenszene ereignete. Dieser Bericht ist überaus vollständig und kann uns allen dazu dienen, uns daran zu erinnern, was in den nächsten Jahren noch getan werden muss.

 

Nachdem dies gesagt ist, möchten wir gerne unseren Sponsoren, unseren Sprechern und all unseren Freunden danken, wobei wir besonders die wichtige Delegation aus Italien erwähnen, die auf unsere Einladung zur Konferenz reagierte, was Informationsaustausch und freundliche Kontakte quer durch Europa ermöglichte. Vielen Dank auch dem Team der belgischen Vereinigung Contact et information groupes sectaires (CIGS), das uns half, den 25. März 2006 zu einem vollen Erfolg werden zu lassen.

 

 

 

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Friedrich Griess

Vorsitzender

 

Mireille Degen

Generalsekretärin

 

 

 

FECRIS
Siège social : 26 A, rue Espérandieu, F 13001 Marseille, France
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E-mail: 
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Vorträge:

 

GRIESS Friedrich – Vorsitzender der FECRIS [1] – Österreich : Eröffnung der Konferenz.

 

PASTEEL Michel – Mitglied des Kabinetts von Frau L. Onkelinx, Justizministerin : Willkommen in Belgien

 

GRIESS Friedrich – Vorsitzender der FECRIS : Einleitung

 

OESCHGER Annelise – Deutschland, Vorsitzende der INGO [2]-Konferenz des Europarats

Die INGO und der Europarat: Eine leidenschaftliche Beziehung für ein humaneres und gerechteres Europa

  

MOUREAUX Serge – Belgien, Anwalt und Ehrenmitglied der belgischen Abgeordnetenkammer, in den Jahren 1996-1997 Präsident der belgischen Kommission bezüglich der illegalen Praktiken von Sekten

Die parlamentarischen Enquetekommission …Zehn Jahre später

 

MALMENDIER Jean-Pierre – Belgien , Bundesabgeordneter, wirkliches Mitglied der Justizkommission, Berichterstatter der Arbeitsgruppe, 

Vorstellung des Berichts im Namen der Arbeitsgruppe, beauftragt mit der Sicherstellung der Befolgung der Empfehlungen der parlamentarischen Enquetekommission « Sekten »

 

de CORDES Henri – Belgien, Vorsitzender des  C.I.A.O.S.N [3] : Das Zentrum von 1999 bis 2005 : eine erste Bilanz

 

SACKVILLE Tom – Großbritannien, Vorsitzender der FAIR [4] – Stellvertretender. Vorsitzender der FECRIS : Einleitung des Nachmittags

 

PICARD Catherine – Frankreich,  Vorsitzende der UNADFI [5] : Internationales Sekten-Lobbying und Gegenkräfte

JOUGLA Jean-Pierre – Frankreich, UNADFI : Internationales Sekten-Lobbying und Gegenkräfte – Teil II

 

LEJEUNE Jacques – Belgien , Ex-Zeuge Jehovas, spricht über sein Gerichtsverfahren gegen die Organisation

 

GARDINI Maria-Pia – Italien,  ARIS-Toscana – Narconon, ein offenes Tor zu Scientology

 

TANASE Laurentiu D. – Rumänien , Universität von Bukarest 

Die inneren und äußeren Ursachen, welche die Ausbreitung von Kulten / Sekten und neuen religiösen Bewegungen in Rumänien nach 1989 unterstützten

 

KLOSINSKI Gunther – Deutschland, Universitätsprofessor, Ärztlicher Direktor der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter mit Poliklinik der Universität Tübingen:

Vom Missbrauch imaginativer Psychotherapie-Techniken in Psychokulten – von der Evidenzerfahrung, „world-saviour“ zu sein

 

BÉTRENCOURT Nicole – Frankreich, Psychologin und Autorin, Mitglied von GEMPPI [6]:

Schamanismus, ein internationaler Freibrief für einen neuen Gebrauch von Drogen

 

LARSSON Conny – Schweden , Autor von “Behind the mask of the clown” (Hinter der Maske des Clowns)

Politik, Sekten, Sex und Wahrheit

 

SEMENOV Lev – Russland, Universitätsprofessor, Priester und Ex-Moonie

Meine Erfahrung innerhalb der Hierarchie der Moon-Sekte während ihrer Jahre der Expansion in Russland und in der GUS

 

YURCHENKO Maksym [7] – Ukraine, Anwalt, Family and Personality Protection Society, Ukraine

Schutz der Rechte von Kindern im Zusammenhang mit der Bildung ihrer Glaubenssysteme

 

 

Teilnehmer

 


[1] Fédération Européenne des Centres de Recherche et d’Information sur le Sectarisme

[2] International Non-Governmental Organisation

[3] Centre d’Information et d’Avis sur les Organisations Sectaires Nuisibles

[4] Family Action Information Resource

[5] Union nationale des Associations de Défense des Familles et de l’Individu victimes de sectes

[6] Groupe d’étude des mouvements de pensée en vue de la prévention des individus 

[7] Herr Yurchenko war leider verhindert, persönlich zu erscheinen, da er von der belgischen Vertretungsbehörde in Kiew kein Visum bekam.