ABSTRACT Per G. SWARTLING

ABSTRACT

SCHWEDEN

Per G. SWARTLING

– ehemaliger Arzt für Allgemeinmedizin
– Ärztlicher Direktor des « National Board of Health and Welfare » [Nationaler Rat für Gesundheit und Wohlfahrt]

Psychiatrische Probleme bei Aussteigern aus der Glaubensbewegung „Wort des Lebens“

 

  • „The Faith movement Word of Life“ ist eine neuchristliche Gruppe, bestehend aus zahlreichen Kongregationen und einer privaten biblischen Schule „Word of Life“. Die Doktrin, die vor der Außenwelt geheim gehalten werden muss, behauptet, Gott sei der Ursprung für alles, was innerhalb der Gruppe gesagt wird. So wird jede Kritik an der Bewegung als eine Kritik an Gott selbst verstanden. Satan und seine Dämonen spielen in dieser Doktrin ebenfalls eine bedeutende Rolle: Probleme, sexuelles Verlangen und Krankheiten werden als Taten des Teufels dargestellt. Mitgliedern, die die Gruppe verlassen wollen, wird mit allen möglichen Tragödien gedroht. Diese Glaubensinhalte erzeugen eine bedrückende Selbstzensur sowohl bei aktuellen als auch bei ehemaligen Anhängern.
  • Dr. Swartling und seine Ehefrau, von Beruf Ergotherapeutin, haben im Rahmen von semi-strukturierten Interviews den psychischen Zustand einer Gruppe von 43 ehemaligen Student(inn)en dieser Bibelschule untersucht.
  • Der Redner hat seine Ergebnisse rund um die sozialen und vor allem psychiatrischen Wirkungen der Teilnahme am „Word of Life“ vorgelegt.
    • Zahlreiche ehemalige Student(inn)en haben von einer Verschlechterung ihrer familiären und sozialen Bindungen und einer Einschränkung ihrer Interessengebiete infolge ihres Eintritts in die Gruppe berichtet.
    • Die Mehrzahl der ehemaligen Mitglieder hat auch das Auftreten von psychiatrischen Symptomen als Folge ihrer Teilnahme am Word of Life bezeugt:
      • Schwierigkeiten bei der Beherrschung der Emotionen, Angstzustände/Panikanfälle und Schuldgefühle, Albträume und Schlafstörungen bei fast allen ehemaligen Sektenmitgliedern.
      • Konzentrationsschwäche und Schwierigkeiten im Treffen von Entscheidungen und in den sozialen Kontakten bei 3/4 der interviewten Personen.
      • Gefühle des Identitätsverlustes, psychosomatische Symptome und Selbstmordgedanken bei 3/5 der ehemaligen Student(inn)en.
      • Symptome psychotischer Art bei fast der Hälfte der jungen Befragten und Selbstmordversuche bei fast einem Viertel von ihnen.
  • Die Anzahl der Student(inn)en, die eine psychiatrische Behandlung bekommen hatten, ist nach dem Beginn ihres Besuchs der Bibelschule im Vergleich zur Zeit davor beträchtlich gestiegen: Vervierfachung des prozentualen Anteils an den interviewten Personen, die einen Psychiater aufgesucht hatten, und Verdreizehnfachung des prozentualen Anteils an den Personen, die in psychiatrische Anstalten eingewiesen wurden, wobei die Dauer des Aufenthalts für alle bis auf eine(n) von einer Woche bis über drei Monate reichte.
  • Mehr als die Hälfte der interviewten Personen wurden krank geschrieben für Dauern, die bei den meisten von ihnen von zwei Monaten bis über ein Jahr reichten.
  • Diese Studie zeigt also erhebliche und langfristige psychiatrische Störungen, die mit jenen bei ehemaligen Sektenanhänger(inne)n (z. B. Krishna) vergleichbar waren.

 

  • In seiner Schlussfolgerung betonte Dr. Swartling die Dringlichkeit der Schaffung eines Rehabilitationszentrums in Schweden und die Notwendigkeit, eine neue Gesetzgebung in Sachen Gesundheit vor allem zum Schutz der Kinder einzuführen.

Diskussion: Dr. Swartling präzisierte, dass die meisten schwedischen Abgeordneten sich aus Furcht vor Beeinträchtigung der bürgerlichen Freiheiten gegen einen Versuch, gegen geistige Manipulation Gesetze zu erlassen, geäußert hatten. Ein anderer Redner hat dann daran erinnert, dass die Debatten um das ABOUT–PICARD-Gesetz in Frankreich ähnliche Befürchtungen an den Tag gebracht hatten.