Dónal P. O’MATHUNA

IRLAND

Dónal P. O’MATHUNA

– Ph.D, Pharmazeut, Mitglied der „Irish Skeptic Society“
– Professor der Ethik an der Universität Dublin

Komplementäre und alternative Medizinen
Wo Medizin und Religion einander begegnen

Komplementäre und alternative Medizin (CAM) umfassen eine große Mannigfaltigkeit von Praktiken, Heilmitteln und Weltanschauungen. Deshalb wird CAM auf viele verschiedene Arten definiert. Dies kann zu Verständnisproblemen führen, besonders wenn man nach den positiven und negativen Aspekten von CAM sucht. Während eine präzise Definition von CAM nicht in Sicht ist, werden normalerweise vier spezielle Kennzeichen angeführt:

  • CAM stellt Maßnahmen zur Heilung vor, die von Ärzten und Krankenhäusern ihren Patienten kaum angeboten werden. Zum größten Teil steht CAM außerhalb der normalen Heilkunde.
  • Viele CAM-Therapien haben sehr wenig gute wissenschaftliche Bestätigung für ihre Wirksamkeit oder Sicherheit. Während dies nicht für alle CAMs gilt und neue Studien regelmäßig veröffentlicht werden, ist das Fehlen wissenschaftlicher Bestätigung eine arge Beschränkung und ein Grund dafür, daß die konventionelle Medizin unwillig oder nur langsam bereit ist, CAM zu akzeptieren. Ohne diese Bestätigung können sogar CAM-Experten nicht sicher wissen, ob diese Therapien wirklich helfen oder nicht.
  • CAM-Ärzte berufen sich normalerweise auf einen ganzheitlichen Zugang zu Gesundheit und Wohlergehen. Dies meint Verschiedenes, aber es betrifft normalerweise Sorge um den Körper, den Verstand, die Emotionen und den Geist des Patienten. Konventionelle Medizin wird dafür kritisiert, daß sie die Menschen auf Biochemie und Physiologie reduziert.
  • Die Betonung des ganzheitlichen Zuganges führt in CAM die Spiritualität ein. Viele der Weltanschauungen, die CAM zugrunde liegen, haben einen religiösen Ursprung und führen zur Einbeziehung traditioneller religiösen Praktiken als Therapien.

Dieser Aufsatz wird sich auf die Probleme konzentrieren, die sich aus den beiden letzten Merkmalen ergeben. Die ersten beiden Merkmale werfen wissenschaftliche Fragen auf, die in erste Linie angesprochen werden, wenn Forschung die nötige Bestätigung liefert, um diese Therapien empfehlen zu können. Die Betonung des ganzheitlichen Zugangs und die Förderung der Spiritualität führt zu den speziellen Bedenken, mit denen sich dieser Aufsatz befaßt.

CAM gelangte dazu, Ansichten über Spiritualität und Praktiken zu beinhalten, die traditionell als religiös betrachtet werden. Viele dieser Glaubensansichten und Praktiken wurden als New-Age-Healing beschrieben 1. Diese Bewegung fördert eher eine bewegliche „Spiritualität“ als einen festen Bestand von Doktrinen. Es werden zum Beispiel verschiedene Arten und Praktiken gefördert, die jemandem erlauben, esoterische spirituelle Energien anzuzapfen. Dies führt zu Praktiken wie Therapeutic Touch, Reiki und Qigong. Eher traditionelle religiöse Praktiken wie Gebet und Handauflegen stießen auf erneutes Interesse. Zu CAM gehören Heilungsratschläge, die vom Kontakt mit Engeln, geistigen Führern und anderen geistigen Wesen herrühren. CAM hat also die Religion wieder in die Medizin eingeführt und dadurch jene Art von Problemen hervorgerufen, mit denen wir uns hier beschäftigen.

Heiler, Priester und Medizinmann

Die Verbindung zwischen Spiritualität und Gesundheit ist nicht neu. Religion und Medizin waren durch die Geschichte miteinander verknüpft 2. Im alten Ägypten, wo physikalische Praktiken wie Massage und Enemas zur Medizin gehörten, waren Religion und Magie miteinander verflochten. Der legendäre Arzt Imhotep wurde schließlich als Gott verehrt. Mesopotamische Kulturen unterschieden wenig zwischen Religion und Medizin. Diagnose und Behandlung enthielten eine Vielzahl von magischen Praktiken und Ritualen, die von Priestern ersonnen wurden, um die bösen Geister zu bekämpfen, welche die Krankheit verursachten. Alte hebräische Schriften lehnten die Benützung von Magie bei Heilung und allen anderen Teilen des Lebens ab. Die Israeliten wurden aufgefordert, sich Gott zuzuwenden, der „der HERR ist, der dich heilt“ 3. Im alten Griechenland führte der Kult des Asclepius zu Heiligtümern, die ebensosehr Zentren der Heilung als auch der Verehrung waren. 4

Die alte chinesische Gesellschaft glaubte, daß Geister besänftigt werden mußten, um Krankheiten und Chaos im Leben zu vermeiden. Traditionelle chinesische Medizin benützt Kräuter und physikalische Medizin, wendet sich aber auch an die spirituelle Dimension der Gesundheit. Der Buddhismus anerkennt medizinische und religiöse Zugänge zur Heilung und seine verschiedenen Zweige bevorzugen entweder das eine oder das andere. Viele Stammesgemeinschaften haben Schamanen, Medizinmänner, Hexer, Zauberer oder heilige Männer. Der Schamane war der Heiler und Priester des Stammes, der aus dem Kontakt mit den Geistern von Vorgängern, mit Tieren und Dämonen seine Kenntnisse bezog. Der Schamane fungierte als Mediator zwischen den Geistern und den Kranken des Stammes, um festzustellen, wie er die Geister besänftigen könne, welche die Krankheit geschickt hatten.

Jesus Christus kam, um Heilung und spirituelles Leben zu bringen 5. Die frühen Christen konzentrierten sich auf die Pflege der Kranken, nicht auf ihre Heilung. Im vierten Jahrhundert war die christliche Kirche aktiv darin tätig, für medizinische Pflege zu sorgen, und die ersten „Krankenhäuser“ entstanden. Sogar damals war die Medizin an die Religion gekoppelt, im Glauben, Medizin und medizinische Fertigkeiten seien göttliche Gaben. 6 Die Medizin wurde so von den meisten Religionen respektiert, wobei die religiösen Menschen oft am motiviertesten waren, die Kranken und Sterbenden in der Gesellschaft zu pflegen. 7.

Konventionelle Medizin und Religion

Im fünfzehnten Jahrhundert änderte sich jedoch in Europa die Situation. Als sich die moderne Wissenschaft entwickelte, wurde die Medizin säkularer. Die Periode der Aufklärung förderte Wiesenschaft und Vernunft, nicht Glauben und Religion. Die wissenschaftlichen Entdeckungen des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts führten in der westlichen Welt zu vielen Verbesserungen der Gesundheit. Damit kam es zu einer Betonung der physischen Aspekte von Gesundheit und Krankheit und einer Ablehnung (oder zumindest Vernachlässigung) der spirituellen Aspekte der Krankheit.

Während der Einfluß der Medizin zunahm, wurde die Religion an die Peripherie des Lebens gedrängt. Die religiösen Antworten, die geboten wurden, um Krankheit zu erklären – daß sie mit Sünde und Dämonen zu tun habe – wurden angesichts der wissenschaftlichen Entdeckungen weniger haltbar. Die Wissenschaft schien zu zeigen, daß Gott immer weniger benötigt wurde, um die wichtigen Fragen des Lebens zu beantworten.

Eine „offizielle Trennwand“ hatte sich erhoben, infolge der die Religionen „für die Heilung der Seelen verantwortlich wurden, während den medizinischen Fachleuten die Heilung der Körper anvertraut war“. 8 Einige blieben davon überzeugt, daß Religion und Medizin verschiedenen Bereichen angehören. Eine Gruppe von Krankenhauskaplänen sagte neulich: „Religion und Wissenschaft und Religion und Medizin existieren in verschiedenen Bereichen und sind qualitativ verschieden.“ 9 Diese Ansicht hat zur Zweiteilung von Medizin und Religion beigetragen.

Während die Religion im täglichen Leben Bedeutung verloren zu haben schien, wenden sich die Menschen weiterhin religiösen Ideen und Spiritualität um Hilfe zu, denn „Religion ist einer der vorherrschendsten und mächtigsten Wege, auf denen Menschen in der Erfahrung Sinn und Werte finden können, einschließlich der Krankheit.“ 10 Die Menschen haben weiterhin tiefgründige Fragen über den Sinn des Lebens und was der Tod bringen mag. Diese brechen hervor, wenn die Menschen gezwungen werden, Krankheiten, Behinderungen oder dem Tod gegenüber zu stehen.

In diesem Zusammenhang entstand neuerlich Interesse an komplementärer und alternativer Medizin (CAM). Der Fortschritt der Medizin hat ihren Preis. Arztbesuche können langes Warten, unpersönliche Begegnungen, unbequeme Kleidung, unverständliche Ergebnisse und hohe Kosten bedeuten. Konventionelle Medizin nimmt wenig Rücksicht auf Lebensstil, Beziehungen, Streß und Spiritualität. Das vorherrschende Interesse scheint dem Körper zu gehören und dem, was daran nicht stimmt: nicht der Person mit dem Problem. Der ganzheitliche Zugang von CAM ist für viele unmittelbar attraktiv. Die Leute fühlen sich oft wohler, wenn sie Änderungen ihrer Diät oder ihres Lebensstils vorgenommen haben, die von CAM empfohlen wurden, und fühlen sich dann genötigt, deren übrige Empfehlungen zu befolgen.

Wenn sich die Leute CAM zuwenden, dann erhalten sie manchmal viel mehr als Gesundheitsratschläge. Diese Therapien führen die Leute oft in andere religiöse Weltanschauungen ein. „Alternative Medizinen haben so viele Mittelklasseamerikaner mit ihrer ersten Einführung zu spannenden neuen philosophischen und spirituellen Perspektiven des Lebens versorgt.“ 11 Die Theorien und die Praktiken, oft als gesundheitsbezogene Konzepte vorgestellt, führen die Leute in „eine religiös geladene Interpretation der Wirklichkeit ein.“ 12 So bedeutet die Zuwendung zur Alternativmedizin ebenso sehr einen religiösen wie einen medizinischen Aufbruch.

Jene innerhalb der New Age-Bewegung „widerstehen jeder Trennung zwischen Spiritualität und physischer Gesundheit oder Glaube und Medizin.“ 13 Sie wollten die Realität Gottes oder des göttlichen Wirkens in ihrem Leben spüren. Daher fanden Heilungstechniken, welchen den Leuten eine Möglichkeit bieten, spirituelle Energien anzuzapfen und sie auf greifbare Weise zu benützen, großen Anklang. Ein Vorteil der Trennung zwischen Medizin und Religion war, daß die Leute wußten, was sie erwarten konnten, wenn sie in dem einen oder dem anderen Bereich Rat suchten. Das ist nun nicht mehr der Fall. Wie ein Anwalt es ausdrückte:

„Ich bekam von der Geist-Körper-Medizin mehr als ich davon erwartete: Ich bekam Religion.“ 14

Einige Beispiele

Reiki möge als ein Beispiel dafür dienen, worum es hier geht. Reiki ist eine japanische Therapie, die angeblich von Buddha und Jesus Christus praktiziert wurde. 15 Der Ausdruck Reiki stammt aus zwei Wörtern, Rei bedeutet Geist oder Quelle des Lebens und Ki bedeutet Kraft und Energie. 16 Ki (auch Prana oder Chi genannt) ist eine nicht-physische, unbedingte, göttliche, liebende und heilende Energie. 17 Deren Kenntnis der Praxis war angeblich jahrhundertelang verloren, bis ein buddhistischer Mönch sie im neunzehnten Jahrhundert nach dreiwöchiger Meditation, Fasten und Gebet auf einem japanischen Berggipfel wieder entdeckte. Andere Einzelheiten wurden durch Channeling erfahren, eine Weise, esoterische Information durch Ratsuche bei spirituellen Wesen, spirituelle Führer genannt, zu gewinnen. Bis vor Kurzem wurde Reiki in geheimen Zeremonien betrieben und es war den Ausführenden verboten, ihre Kenntnis anderen zu offenbaren. Heutzutage wird Reiki offen in populären Büchern der Alternativmedizin und in Fachzeitschriften einer Anzahl von Heilberufen beworben.

Gemäß den Reiki Ausübenden ist Gesundheit da, wenn der ki-Energiefluß ordentlich in eine Person hinein und aus ihr heraus fließt. Wenn der Fluß blockiert wird oder aus dem Gleichgewicht kommt, entsteht Krankheit. Reiki wird angewendet, um den gesunden Energiefluß wieder herzustellen. Währen der Therapie legen die Reiki Ausübenden ihre Hände auf oder über den Körper des Patienten und bringen sich mit der Lebensenergie in Einklang. Die Ausübenden werden als Channels angesehen, die es der Energie erlauben, durch sie hindurch zu fließen und sie direkt in das Energiefeld des Patienten zu leiten. Der Energiefluß gibt den Patienten Wahrnehmungen von heiß, kalt, Kribbeln, Farbe oder Schmerz, und nach einigen Minuten wissen die Ausübenden „intuitiv“, daß sie auf ein anderes Gebiet überwechseln müssen. Eine vollständige Heilungssitzung kann eine Stunde oder länger dauern.

Reiki-Training erfordert sich Einlassen mit einem Reiki-Meister in einer Anzahl von „Initiations-Sitzungen“, „Übereinstimmungen“ genannt. 18 Diese heißen „spirituelle, heilige und vertrauliche Rituale“. 19 Während der Übereinstimmungen ruft der Reiki-Meister die spirituellen Führer auf, die Chakren oder „Energiezentren“ der Studenten zu öffnen. Man nimmt an, daß vor dem Reiki-Training die Chakren der meisten Leute geschlossen sind, was sie am Entdecken der Energie hindert. Die Übereinstimmung öffnet die Chakren und füllt die Studenten mit Lebensenergie, oft begleitet von Hitzegefühlen in ihren Händen. Die Studenten erhalten auch intuitiv besondere Symbole, die später in ihrer Heilpraxis wichtig werden.

Der Reiki-Anwender ersten Grades kann Energie in anderen entdecken und sie ihnen zuführen. Reiki-Anwender zweiten Grades lernen, bei der Behandlung ihre Symbole zu benützen und Lebensenergie über größere Entfernungen zu senden. Der dritte Grad oder Reiki-Meister wird traditionellerweise nach Jahren des Trainings mit einem anderen Meister erreicht, während dessen die Anwender ihr Leben dem Reiki weihen, sich Lebensenergie einverleiben und die vollständige Kontrolle der Heilungssitzungen ihren spirituellen Führern übergeben. 20 Neuere Anstrengungen, Reiki in das normale Gesundheitswesen zu integrieren, unterscheiden sich davon insofern, daß sie behaupten, alle Reiki-Grade könne man innerhalb einiger Wochenenden erreichen. 21

Während der Anwendung von Reiki berichten Leute über eine Vielzahl von Grenzerfahrungen. Dies meint eine Vielzahl von veränderten Bewußtseinszuständen, paradoxe Empfindungen (wie z.B. gleichzeitiges Gefühl der Schwere und der Gewichtslosigkeit), zeitliche Desorientierung und Gefühle der Energie. Beschreibungen der Erfahrungen mit Reiki aus letzter Zeit weisen auf eine Kontroverse um seine Praxis hin. Die Forscher stellten fest, daß „Grenzzustände des Bewußtseins … häufig von tiefen religiösen Erfahrungen begleitet und mit rituellen Handlungen quer durch die Kulturen verbunden waren.“ 22

Solche Erfahrungen, verbunden mit dem Ursprung der Therapie, lassen Befürchtungen laut werden, Reiki sei eher eine religiöse Praxis als eine Heiltherapie. Das Internationale Zentrum für Reiki-Training beschreibt Reiki folgendermaßen: „Es ist das Gott-Bewußtsein, Rei genannt, das die Lebenskraft, Ki genannt, in der Praxis leitet, die wir Reiki nennen. Deshalb kann Reiki als die spirituell geführte Lebenskraftenergie definiert werden.“ 23
Im Gegensatz dazu behaupten andere Praktizierende: „Reiki ist keine Religion und kein Kult. Es wird als natürliche spirituelle Disziplin mit wesentlichen Elementen des Respekts, der Harmonie und des Mitleids betrachtet.“ 24

Das Beunruhigendste ist, daß die religiösen Wurzeln und die Natur von Reiki jenen nicht enthüllt werden, die dazu verleitet werden, mit der Praxis zu experimentieren. Mehrere Veröffentlichungen über Reiki sind in normalen medizinischen Zeitschriften erschienen, vor allem in Zeitschriften der Krankenpflege. Diese Veröffentlichungen beschreiben die Praxis, aber keine erwähnt dessen religiöse Wurzeln oder ihre offenkundigen okkulten Praktiken. Wenige, wenn überhaupt, diskutieren die Rolle von spirituellen Begleitern oder das Maß, in dem man von Reiki-Meistern erwartet, sich selbst der Kontrolle dieser spirituellen Wesen zu widmen.

Allgemeiner ausgedrückt hat Energiemedizin klare Verbindungen zu okkulten Religionen. Therapeutic Touch ist eine diesbezügliche Heilpraxis, die unter Krankenpflegern weitverbreitetes Interesse gefunden hat. Die Therapeutin betritt einen meditativen Zustand, während dessen sie in der Lage ist, die „Lebensenergie“ einer Person zu fühlen und zu manipulieren. Im Therapeutic Touch wird diese Energie Prana genannt, ein hinduistischer Sanskrit-Ausdruck. Therapeutic Touch wurde von Dolores Krieger, einer Professorin der Krankenpflege, gemeinsam mit Dora Kunz, damals Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft in Amerika, begründet. Die Theosophie ist eine synkretistische Mischung aus alten und okkulten Religionen und Philosophien und ist weiterhin ein aktiver Förderer von Therapeutic Touch. 25 Frühere theosophische Bücher, ebenso wie okkulte Bücher und solche der Hexerei, beschreiben mit Therapeutic Touch identische Praktiken, obwohl diese dort gewöhnlich Prana-Heilung oder Aura-Heilung genannt werden. 26

Krieger gibt zu, daß in der Arbeitsweise von Therapeutic Touch ein hoher Okkultfaktor vorhanden ist. 27 Sie empfiehlt Wahrsagerei, um Einsicht für die Praxis zu erhalten. 28 Ein anderer prominenter akademischer Krankenpfleger, der Therapeutic Touch lehrt, stellte fest: „Die Verwendung von Therapeutic Touch veränderte mich … [und] erfordert eine bestimmte Philosophie, und diese Änderung der Philosophie durchdringt eines Menschen ganze Existenz.“ 29 Krieger hat bemerkt, daß wenn ihre Studenten Therapeutic Touch lernen, die „Sensibilität für andere ebenso wie die persönliche psychische Sensibilität vertieft wird … viele, die diese Veränderungen der Aufmerksamkeit durchmachen, fühlen, daß sie auch mit anderen empfindungsfähigen Wesen, wie Bäumen, Vögeln, Tieren und ebenso Menschen, kommunizieren und sie verstehen können.“ 30 Sie beschreibt dann, wie ein sehr alter Ahornbaum ihr einmal „in deutlichen Ausdrücken“ mitteilte, wie sie einen verlorenen Hund finden könnte.

Die Wege, auf denen alternative Medizin die Leute zu religiösem Glauben führt und sie zur Annahme ihrer religiösen Ansichten ermuntert, nehmen überhand. Deepak Chopra, als konventioneller Arzt ausgebildet, wurde innerhalb Kreisen alternativer Medizin zu einem führenden Guru. Er besteht darauf, daß „ich mich selbst als das unermeßliche Potential all dessen verstehe, was war, ist und sein wird … Es gibt kein anderes Ich als das ganze Universum. Ich bin und ich bin nirgends und überall gleichzeitig. Ich bin allgegenwärtig, allwissend; ich bin der ewige Geist, der alles Existierende belebt.“ 31 Wen sonst als Gott könnte Chopra so beschreiben – und behaupten, er sei Gott?

Alternative Medizin versucht oft, die Menschen mit Religionen oder mit religiösen Gestalten in Kontakt zu bringen. Manchmal wird das so beschrieben, daß die Menschen das Göttliche in sich selbst tragen würden. Dean Ornish ist ein geachteter medizinischer Forscher, aber in einem seiner Bücher zitiert er mit Vorliebe Sri Swami Satchidananda, der sagte: „Jeder kann mit seinem eigenen Selbst Gesellschaft haben, mit dem inneren Gott.“ Ornish fügt hinzu: „Wenn ich das Selbst [in einer anderen Person] lieben kann, dann kann ich das Selbst in mir lieben, und schließlich kann ich sie als ein- und dasselbe betrachten.“ 32 Sogar in einem Buch, das behauptet, ein wissenschaftliche Abhandlung über Heilung zu sein, wird religiöse Sprache eingeführt. Für viele macht dies alternative Medizin attraktiv. Einer der entscheidenden Gründe, warum sich viele Leute zu diesen Therapien hingezogen fühlen, ist der, daß sie spirituelle und religiöse Wege zur Weltsicht bieten.

Spirituelle Bedenken

Aber nicht alles ist positiv an dieser Wendung zu alternativer Religion. Wenn Menschen krank und verwundbar sind, dann kann man leichter als sonst daraus einen Vorteil ziehen. Fachleute des Gesundheitswesen befinden sich in einer Position der Autorität und Patienten könnten sich verpflichtet fühlen, allem zuzustimmen, was der Fachmann oder die Fachfrau sagt. Alternative Therapeuten landen in ähnlichen Positionen. Diese Situation wurde seit Langem erkannt und ist der Grund der Verantwortlichkeit, die Ärzte der Gesundheitspflege dafür haben, ihren Patienten zu helfen, informierte Entscheidungen über die Behandlung zu treffen, die sie erhalten werden. Patienten sollte genügend Information über die Therapien und Behandlungen gegeben werden, die sie möglicherweise bekommen, so daß ihre Entscheidungen wirklich auf Information begründet sind.

Wenn eine Therapie oder ein Heilmittel spirituelle oder religiöse Wurzeln hat, dann sollten diese den potentiellen Empfängern mitgeteilt werden. Dies geschieht oft bei alternativen Therapien nicht. Während Reiki zutiefst in spirituelle Praktiken verwickelt ist, wurde dies in keinem der Fachartikel über die Therapie erwähnt. Artikel über Therapeutic Touch behaupten oft, es gebe keine religiösen Wurzeln der Praxis, trotz der Behauptung der Gründerin Dolores Krieger, die Praxis beruhe auf den selben Grundsätzen wie der Buddhismus. 33

Die Leute haben ein Recht darauf, daß ihnen diese religiösen Wurzeln mitgeteilt werden. Jene, die anderen religiösen Ansichten anhängen, wollen wissen, ob es irgendwelche möglichen Konflikte mit ihren Glaubensüberzeugungen gibt. Viele Religionen warnen gewöhnlich ihre Anhänger davor, sich in anderen Praktiken zu betätigen, die Teile von anderen religiösen Systemen sind. Zum Beispiel warnt die Bibel Juden und Christen davor, sich mit magischen Ritualen einzulassen, spirituelle Begleiter zu kontaktieren, Spiritismus und Wahrsagerei zu betreiben. 34 Viele alternative Therapien enthalten solche Praktiken, offenbaren dies aber jenen nicht, die diese Therapien in Erwägung ziehen.

Informierte Zustimmung erfordert auch, daß mögliche Empfänger über mögliche schädliche Wirkungen informiert werden. In dem Maße als alternative Therapien erforscht werden, treten auch schädliche Wirkungen vermehrt zutage. Dies erstaunt nicht bei Therapien wie jenen mit Kräuterheilmitteln, weil diese dem Körper Chemikalien zuführen, die physiologische Wirkungen haben können. Von Therapien auf Lebensenergiebasis wird jedoch ebenfalls über schädliche Wirkungen berichtet. Dies wurde im Falle von Therapeutic Touch gründlich untersucht. 35

Während es schwierig sein kann zu verstehen, wie das Bewegen einer Hand einige Zoll über dem Körper eines Patienten schädlich sein kann, warnen Krieger und andere vor schädlichen Wirkungen. „Es genügt nicht, Energie zu einer kranken Person zu channeln: Die Erfahrung zeigt, daß man tatsächlich mehr schaden als nützen kann, wenn man eine geschwächte Person mit Energie überflutet.“ 36 Spezieller stellte Krieger später fest: „Menschliche Energien werden derzeit nicht gut verstanden, aber wir wissen, daß unterschiedslose und dauernde Interaktion das menschliche System überlasten kann; ein Heiler kann menschliche Energien überdosieren.“ 37 Sie beschrieb sogar einige der Symptome: „Zu den progressiven Zeichen von Überlastung, derer man gewahr sein muß, gehören wachsende Ruhelosigkeit, Irritierbarkeit und Angst, die als Feindseligkeit ausgedrückt oder als Schmerz durch den zu Heilenden gefühlt werden kann.“ 38 Es gibt keine klinischen Studien, welche diese Behauptungen stützen, und die Häufigkeit schädlicher Wirkungen wurde nicht untersucht.

Bei älteren Traditionen, die mit Lebensenergie zu tun haben, gibt es im Allgemeinen diese Art von Warnungen. Manipulation von Prana ist Teil okkulter Religionen und magischer Praktiken. Auch wenn sie zum Heilen benützt wird, warnen Befürworter vor den „Gefahren, die beim Arbeiten mit den Feuern oder mit den Pranas des Universums auftreten.“ 39 G. de Puruker war Präsident der Theosophischen Gesellschaft in Amerika, vor Dora Kunz, der Mitbegründerin des Therapeutic Touch. De Puruker warnte vor dem Gebrauch irgendwelcher Praktiken, die Lebensenergie manipulieren, was er Magnetismus nannte. „Ich meine, es ist ein sehr gefährliches Ding für einen Menschen, auch mit den besten Motiven, zu versuchen, diesen Magnetismus auf ein anderes menschliches Wesen anzuwenden. Ich weiß, daß Gutes bewirkt werden kann. Ich weiß aber auch, daß Übel erzeugt werden kann. Ich weiß, daß es edel gesinnte Menschen gibt, denen Heilung gelingt, aber ich meine, es ist sehr gefährlich. Ich würde es mir selbst nicht erlauben … Es ist Spiel mit dem Feuer.“ 40 Ironischer Weise ist de Purukers eigene Organisation nun ein starker Befürworter dieser Praktiken, die nun alternative Therapien genannt werden.

Der materialistische Kern neuerer Geschichte macht manchmal die Leute blind dafür, die schädlichen Wirkungen solcher Praktiken zu erwägen. Dr. Brugh Joy, ein Arzt, der diese Praktiken fördert, weist auf einige Ursachen dafür hin, warum Schäden verursacht werden können, wenn er Leute vor dem Sich Einlassen mit Lebensenergie warnt. „Anzapfen dieser Energien ist Feuer, und die Folgen sind ernst und können gefährlich sein … Die Folgen von unreifer Beurteilung, von Spielen mit dem Chakra-System, können Psychosen, Verstärkung von Neurosen, Beschleunigung des Krankheitsverlaufs und Selbstmord sein.“ 41 Die schädlichen psychologischen Wirkungen einiger alternativer Therapien beginnen, beachtet zu werden.

Innerhalb der traditionellen chinesischen Medizin bedeutet eine Praxis, Qigong genannt, wörtlich „Energiearbeit“. Sie besteht aus Meditation, Atemübungen und sanften wiederholten Bewegungen. Diese Praxis wurde bis in die Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts geheimgehalten, ist aber seitdem in einigen asiatischen Kulturen sehr populär geworden. Nach vereinten Anstrengungen, die Praxis durch internationale Konferenzen zu fördern, steigt das Interesse an Qigong in westlichen Ländern. Es gibt jedoch zahlreiche Berichte von Leuten, die an Nebenwirkungen leiden, angefangen von relativ milden Syndromen wie Kopfschmerzen, trockenem Mund und Muskelzucken bis zu Halluzinationen und psychotischen Zusammenbrüchen. Die Symptome scheinen ziemlich schnell aufzuhören, wenn Qigong nicht mehr praktiziert wird. Bei einer geschätzten Rate von 5 % Qigong Praktizierender von Chinas 1,5 Milliarden Menschen wurden dort spezialisierte Kliniken eingerichtet, um Leute mit nachteiligen Folgen zu behandeln. 42 Dies ist im offiziellen Chinese Classification of Mental Disorders unter „Qigong-induced mental disorders“ nachzulesen. 43

Sogar solche offenbar unschuldigen Praktiken wie Meditation sind nicht bedenkenlos. Zwei Befürworter mit buddhistischem Hintergrund warnen: „Allzu oft haben jene, die verschiedene Meditations- und Visualisationspraktiken empfehlen, keine oder nur begrenzte Erfahrung damit, und haben vielleicht überhaupt keine Kenntnisse über ihre möglichen negativen Verästelungen.“ 44 Sie führen aus: „Visualisierung ist niemals unschuldig … In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erkennen, daß Nichtwissen uns nicht immer vor Schaden schützt.“ 45 Meditation wird allgemein als Teil alternativer Medizin empfohlen. Eine Studie fand jedoch heraus, daß 48 Prozent der Transzendentale Meditation (TM) Praktizierenden über schädliche Wirkungen der Meditation berichteten. 46 Die häufigsten negativen Wirkungen in dieser Studie waren Angst, Depression, Konfusion, Frustration, mentale und physische Spannungen und unerklärliche Anfälle von antisozialem Verhalten. Dies wurden von TM-Trainern berichtet, die an der Methode festhielten, und nicht von Leuten, welche die Praxis aufgaben. Andere Studien berichten von ähnlichen Ergebnissen mit dokumentierten Fällen schädlicher Wirkungen, so ernst wie versuchte Selbstmorde und Einweisung in psychiatrische Kliniken. 47

Diese Wirkungen mögen auf psychologische Probleme zurückzuführen sein, die durch die Erfahrung bei der Meditation verursacht wurden, oder es könnte sein, daß manche Leute dafür prädisponiert sind, daß bestimmte Probleme beschleunigt werden. Es gibt jedoch eine andere Erklärung, auf welche die traditionellen Religionen der Welt während ihrer ganzen Existenz hingewiesen haben.

Ein erfahrener Buddhist erklärt es so: „Zu Beginn der Meditation erfährt der Meditierende oft emotionale Instabilität, physische Abnormitäten und Halluzinationen … Die Tendai Buddhist Meditation Tradition, shikan, nennt das den Zustand von „majikyo“ (den dämonischen Bereich) … Die Zen-Krankheit, die vom Zen-Buddhismus diskutiert wird, ist wahrscheinlich ebenso dasselbe.“ 48

Die großen Weltreligionen haben immer gelehrt, daß der spirituelle Bereich nicht einfach einer des weißen Lichtes und reiner Absichten ist. Ebenso wie es in der physischen Welt Gutes und Böses gibt, gibt es dies nach der Lehre dieser Religionen auch in der spirituellen Welt. Die New Age-Version der Spiritualität, welche die Alternativmedizin dominiert, fördert den Glauben, daß Kontakt mit dem spirituellen Bereich und mit spirituellen Wesen nur Gutes bringen kann. Spiritualität wird für etwas gehalten, das nur gut sein kann. Daher wird Vorsicht in den Wind geblasen. Aufrufe zur Unterscheidung werden lächerlich gemacht. Auf diese Weise werden aber Millionen von Menschen in einen Bereich geführt, über den sie sehr wenig wissen und den menschliche Geschichte beständig als höchst gefährlich betrachtet hat.

Viele mögen der Existenz von Dämonen und bösen Geistern nicht viel Glauben schenken. In diesen traditionellen Kulturen, in denen das Physische und das Spirituelle niemals ihren Zusammenhang verloren haben, wird die Existenz eines dämonischen Bereichs für einen Teil der Wirklichkeit gehalten – und als etwas, vor dem die Menschen Schutz benötigen. Judentum, Christentum und Islam nehmen an, daß es ebenso wie einen personalen Gott, der uns zu helfen versucht, einen personalen Teufel gibt, der uns zu schaden versucht. Viele der Praktiken, die nun innerhalb der Alternativmedizin gefördert werden, wurden von diesen Religionen abgelehnt, weil sie für schädlich gehalten wurden. Und doch werden viele Leute durch Anwälte der Alternativmedizin blind in solche Praktiken hineingeführt. Wenn schädliche Wirkungen auftreten, dann werden sie „Heilungskrisen“ genannt und es wird zu weiterer Anwendung ermutigt. So wird jemand in einem Teufelskreis gefangen, der viele Charakteristiken eines Kultes hat. Es wird einem etwas Wunderbares angeboten und man beginnt es zu praktizieren. Wenn die Ergebnisse negativ sind, dann wird man darin bestärkt, daß weiteres Engagement nötig ist. Und man wird oft gewarnt, man dürfe die Praxis nicht aufgeben, weil dann alles noch schlechter würde.

Man muß daher den Leuten sagen, daß, während einige alternative Therapien möglicherweise nützlich sind, es andere gibt, die möglicherweise schädlich sind. Die Leute brauchen mehr Information, bevor man sie Therapien und Therapeuten aussetzt, die eine ganz neue religiöse und philosophische Weltsicht mit sich bringen. Sogar innerhalb der Chiropraktik, einer alternativen Therapie, die weitgehende soziale wenn nicht medizinische Akzeptanz gefunden hat, fand Robert Fuller heraus, daß „eine signifikante Minderheit von chiropraktischen Doktoren daran festhalten, ihre Patienten in Theorien einzuführen, die von Amerikas okkultem und metaphysischem Erbe durchtränkt sind.“ 49 Er hat herausgefunden, daß manche Chiropraktiker es für ebenso wichtig halten, Leute in ihre religiösen Überzeugungen einzuführen, als ihnen chiropraktische Behandlung zu erteilen.

Weitere Forschung ist nötig, um das Überhandnehmen und die genauen Ursachen dieser schädlichen Wirkungen zu verstehen. Inzwischen sollten Anbieter dieser Therapien jene Leute, welche erwägen, sie zu beanspruchen, auf die Möglichkeit schädlicher Wirkungen aufmerksam machen. Dies sollte besonders dann gelten, wenn Fachleute des Gesundheitswesens diese Therapien empfehlen oder darüber Forschung betreiben. Aber oft geschieht genau das Gegenteil. Das amerikanische Verteidigungsministerium finanzierte eine Studie über die Anwendung von Therapeutic Touch (TT) bei Verbrennungsopfern. Die informierte Zustimmung, die potentiellen Forschungsobjekten gegeben wurde, behauptete: „Es gibt kein Verletzungsrisko von Seiten der Handhabung des TT.“ 50 Die Forscher hatten jedoch auch auf Krieger’s Buch hingewiesen, das vor der Anwendung von Therapeutic Touch auf Verbrennungsopfer warnt. Solch himmelschreiende Mißachtung schädlicher Wirkungen muß aufhören.

Schlußfolgerung

Die völlig Trennung von Medizin und Religion war keine positive Entwicklung. Sie leitete zu einer Überbetonung der rein physischen Aspekte von Gesundheit und Krankheit. Die Weise, wie die Alternativmedizin geholfen hat, diese Verbindung wieder herzustellen, ist wichtig. Religiöser Glaube und religiöse Praxis helfen den Leuten, mit Krankheiten, Behinderungen und mit dem Tod fertig zu werden. Zahlreiche Studien haben einen positiven Zusammenhang zwischen Religion und Gesundheit gezeigt. 51 Die Religion hat viel dazu beigetragen, der Gesundheit der Menschheit zu dienen, wie Henry Sigerist bemerkt, ein namhafter Medizinhistoriker: „Es ist dem Christentum zu verdanken, die revolutionärste und entscheidendste Änderung der Einstellung der Gesellschaft den Kranken gegenüber bewirkt zu haben. Das Christentum … wendete sich den Enterbten, den Kranken und Betrübten zu und versprach ihnen Heilung, eine spirituelle und physische Wiederherstellung … Die soziale Stellung des kranken Menschen änderte sich grundsätzlich gegenüber der, die sie früher gewesen war. Er nahm eine Vorzugsstellung an, die er seitdem immer behielt.“ 52

Die Verbindung zwischen Religion und Medizin muß jedoch im Gleichgewicht gehalten werden. Einerseits ist es eine Herabsetzung für die Religion, nur für eine andere Therapie zu Gesundheitszwecken gehalten zu werden. Gebet ist nicht nur eine Therapie wie Prozac, Johanniskraut oder Massage. Gebet ist Kommunikation mit Gott und unerläßlich für eine Beziehung zu ihm. Ebenso kann Heirat gesundheitlich Vorteile bringen, aber es wäre unangebracht, seine Gattin oder seinen Gatten in erster Linie als Instrument für gute Gesundheit anzusehen.

Andererseits müssen Befürworter der Alternativmedizin darin vorsichtig sein, wie sie ihre Therapien empfehlen. Ihre Autorität führt zu einer Situation, in der kranke Menschen verwundbar und für Ratschläge empfänglich sind, mit denen sie ansonsten vielleicht nicht einverstanden wären. Es besteht eine wirkliche Gefahr, daß Vieles in der Alternativmedizin religiöse Philosophie des New Age unter dem Mantel der Krankenpflege fördert. Oft verbergen New Age-Therapien nicht nur ihre religiösen Wurzeln, sie leugnen sogar, überhaupt welche zu haben. Nach Begutachtung der wachsenden Popularität von New Age-Spiritualität in der Krankenpflege stellt Barbara Barnum einige sehr pointierte Fragen: „Täuscht die New Age-Krankenpflege? Macht der geschwächte Zustand von Patienten sie einfach zum Ziel von Gelegenheiten? Wenn New Age-Krankenpflege Seelsorge ist, bemächtigt sie sich dann auch des Feldes jener, von denen man annimmt, daß sie für diese Aufgabe besser vorbereitet sind, nämlich religiöse Priester, Geistliche und Rabbis? Oder ist der Krankenpfleger ein Vertreter einer neuen Religion?“ 53

Benötigt wird Offenheit und Ehrlichkeit. Man sollte den Leuten über die Vorteile von Religion und Spiritualität erzählen. Aber Ärzte sollten es klarstellen, wenn sie sich von Ratschlägen bezüglich Heilmittel und Therapien zu metaphysischen Ratschlägen bewegen. Sie sollten die religiösen Quellen ihrer Überzeugungen klarlegen, und wie diese mit den Überzeugungen andere Religionen in Konflikt geraten könnten. Dies gilt besonders für religiöse Patienten, denen man nicht sagt, daß sie Behandlungen ausgesetzt werden. mit denen sie nicht übereinstimmen oder die ihr Gewissen verletzten, bis es zu spät ist. Der Respekt vor den religiösen Überzeugungen andere Leute erfordert Offenheit bezüglich der religiösen Ideen, welche diesen Therapien zugrunde liegen. Alternative Therapeuten müssen die Leute auch vor den schädlichen Wirkungen warnen, die bei Energietherapien auftreten können. Gleichzeitig müssen Leute, die Alternativmedizin in Betracht ziehen, größere Verantwortung auf sich nehmen, um diese Therapien und ihre Therapeuten zu überprüfen. Nur dann werden wir eine Situation erreichen, in der Religion und Medizin zum Wohle der Gesundheit der Menschen zusammenarbeiten können.

Marseille, März 2004

Anmerkungen:

1 Ted J. Kaptchuk and David M. Eisenberg, „Varieties of Healing. 2: A Taxonomy of Unconventional Healing Practices,“ Annals of Internal Medicine 135.3 (August 2001): 196-204.

2 Harold G. Koenig, Michael E. McCullough and David Larson, Handbook of Religion and Health (Oxford: Oxford University Press, 2001).

3 Exodus 15:26.

4 Arthur K. Shapiro and Elaine Shapiro, The Powerful Placebo: From Ancient Priest to Modern Physician (Baltimore and London: Johns Hopkins University Press, 1997).

5 Joh 10,10

6 Darrel W. Amundsen, Medicine, Society, and Faith in the Ancient and Medieval Worlds (Baltimore: Johns Hopkins University, 1996).

7 Harold G. Koenig, Michael E. McCullough and David Larson, Handbook of Religion and Health (Oxford: Oxford University Press, 2001).

8 Robert C. Fuller, Spiritual, But Not Religious (Oxford: Oxford University Press, 2001), 103.

9 Richard P. Sloan, Emilia Bagiella, Larry VandoCreek, et al., „Should Physicians Prescribe Religious Activities?“ New England Journal of Medicine 342.25 (June 2000): 1913-1916.

10 Daniel E. Hall, „Medicine and Religion“ [Letters] New England Journal of Medicine 343.18 (November 2000): 1339-1342.

11 Robert C. Fuller, Spiritual, But Not Religious (Oxford: Oxford University Press, 2001), 102.

12 Robert C. Fuller, Spiritual, But Not Religious (Oxford: Oxford University Press, 2001), 103.

13 Ted J. Kaptchuk and David M. Eisenberg, „Varieties of Healing. 2: A Taxonomy of Unconventional Healing Practices,“ Annals of Internal Medicine 135.3 (August 2001): 196-204.

14 Marty Kaplan, „Ambushed by Spirituality,“ Time (24 June 1996): 62.

15 Diane Stein, Essential Reiki: A Complete Guide to an Ancient Healing Art (Freedom, CA: Crossing Press, 1996).

16 Diane W. Wardell and Joan Engebretson, „Biological Correlates of Reiki Touchsm Healing,“ Journal of Advanced Nursing 33.4 (February 2001): 439-45.

17 Lavina Melwani, „Rx: Reiki,“ Hinduism Today (January 1998): 38-9

18 Sharon L. Van Sell, „Reiki: An Ancient Touch Therapy,“ RN 59.2 (February 1996): 57-9.

19 Leslie Nield-Anderson and Ann Ameling, „The Empowering Nature of Reiki as a Complementary Therapy,“ Holistic Nurse Practitioner14.3 (April 2000): 21-9.

20 Stein, Essential Reiki.

21 Nield-Anderson and Ameling, 25-6.

22 Engebretson J, Wardell D. Experience of a Reiki session. Alternative Therapies in Health and Medicine 8 (2002): 48-53.

23 International Center for Reiki Training. Available at: http://www.reiki.org/reikifaq/whatisit.html. Accessed October 1, 1999.

24 L. Nield-Anderson and A. Ameling, „Reiki. A complementary therapy for nursing practice,“ Journal of Psychosocial Nursing and Mental Health Services 39.4 (April 2001): 42-9.

25 Sharon Fish, „Therapeutic Touch: Healing Science or Metaphysical Fraud?“ Journal of Christian Nursing 13 (Summer 1996): 4-13.

26 Dónal P. O’Mathúna, „The Subtle Allure of Therapeutic Touch,“ Journal of Christian Nursing 15 (Winter 1998): 4-13.

27 Robert Calvert, „Dolores Krieger, Ph.D. and her Therapeutic Touch,“ Massage 47 (January/February 1994): 56-60.

28 Dolores Krieger, The Therapeutic Touch: How to Use Your Hands to Help or Heal (Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall, 1979), 80.

29 Janet Quinn, „Therapeutic Touch: One Nurse’s Evolution as a Healer,“ in Therapeutic Touch: A Book of Readings, ed. Marianne Borelli and Patricia Heidt (New York: Springer, 1981), 62.

30 Dolores Krieger, Living The Therapeutic Touch: Healing as a Lifestyle (New York: Dodd, Mead & Company, 1987), 53.

31 Deepak Chopra, Escaping the Prison of the Mind: A Journey from Here to Here (San Rafael, CA: New World Library, 1992), audiocassette.

32 Dean Ornish, Love and Survival: The Scientific Basis for the Healing Power of Intimacy.

33 Robert Calvert, „Dolores Krieger, Ph.D. and her Therapeutic Touch,“ Massage 47 (January/February 1994): 56-60.

34 Deuteronomium 18.

35 Dónal P. O’Mathúna, „Therapeutic Touch: What Could Be the Harm?“ Scientific Review of Alternative Medicine 2.1 (1998): 56-62.

36 Krieger, How to Use Your Hands, 60.

37 Dolores Krieger, Accepting Your Power to Heal: The Personal Practice of Therapeutic Touch (Santa Fe, NM: Bear & Company, 1993), 169.

38 Dolores Krieger, Accepting Your Power to Heal: The Personal Practice of Therapeutic Touch (Santa Fe, NM: Bear & Company, 1993), 75, cf. 74.

39 Alice A. Bailey, A Treatise On White Magic: or, The Way of the Disciple, 6th ed. (New York: Lucis, 1963), 565.

40 G. de Purucker, Studies in Occult Philosophy (Pasadena, CA: Theosophical University Press, 1945), 590; cf. 622-3.

41 W. Brugh Joy, MD, Joy’s Way: A Map for the Transformational Journey: An Introduction to the Potentials for Healing with Body Energies (New York: Jeremy P. Tarcher, 1979), 8.

42 Beng-Yeong Ng, „Qigong-Induced Mental Disorders: A Review,“ Australian and New Zealand Journal of Psychiatry 33.2 (April 1999): 197-206.

43 Sing Lee, „Chinese Hypnosis can Cause Qigong-induced Mental Disorders,“ BMJ 320 (March 2000): 803.

44 Shakya Zangpo and Georg Feuerstein, „The Risks of Visualization: Growing Roots Can Be Dangerous,“ The Quest (Summer 1995): 84.

45 Zangpo, 28.

46 Leon S. Otis, „Adverse Effects of Transcendental Meditation,“ in Meditation: Classic and Contemporary Perspectives, ed. Deane H. Shapiro, Jr. and Roger N. Walsh (New York: Aldone, 1984), 201-7.

47 Deane H. Shapiro, Jr., „Adverse Effects of Meditation: A Preliminary Investigation of Long-Term Meditators,“ International Journal of Psychosomatics 29 (1992): 62-6.

48 YUASA Yasuo, The Body: Toward an Eastern Mind-Body Theory (Albany: State University of New York Press, 1987), 215.

49 Robert C. Fuller, Spiritual, But Not Religious (Oxford: Oxford University Press, 2001), 107.

50 Turner, Grant Proposal, Appendix A.

51 Harold G. Koenig, Michael E. McCullough and David Larson, Handbook of Religion and Health (Oxford: Oxford University Press, 2001).

52 Henry E. Sigerist, Civilization and Disease (Chicago: University of Chicago Press, 1943), 69-70.

53 Barbara S. Barnum, Spirituality in Nursing: From Traditional to New Age (New York: Springer, 1996), 81.