Drebing

Michael M.
Drebing, Netzwerk Sektenausstieg e.V., Deutschland

Psychische Gewalt bei
den Zeugen Jehovas

 

 

Der
Teufel benutzt die Nationen und Herrscher der Erde, um die
neue-Welt-Gesellschaft anzugreifen.

Die
meisten Menschen werden auf der Seite des Teufels stehen. Der Tag des Zornes
Jehovas kommt.

Jehova
gibt Christus, dem König, den Befehlt, die böse Welt des Teufels zu
vernichten. Wie denn? Durch Schrecken jeder Art.

Die Bibel
sagt uns, was einige dieser Schrecken sein werden. Jehova sagt: „Ich werde
einen überschwemmenden Regen und große Hagelsteine, Feuer und Schwefel regnen
lassen auf den Teufel und auf seine Haufen und auf die vielen Völker, die mit
ihm sind.“

Der
Schrecken in Harmagedon wird groß sein. Schrecken von jeder Art werden bei der
Vernichtung dieser bösen Welt mitwirken: Wolkenbrüche, sintflutartiger Regen,
Sturmfluten, Erdbeben, mächtige Hagelsteine und Feuerregen.

Schrecken
wird auf dem Lande herrschen, Schrecken im Meere und Schrecken in der Luft.
Harmagedon wird alle, die sich außerhalb der Neuen-Welt-Gesellschaft befinden,
entsetzlich überraschen.

Die Bibel sagt uns über den Schrecken, der
die Menschen in Harmagedon erfassen wird:

„Nahe ist der Tag Jehovas; er kommt wie eine
Verwüstung vom Allmächtigen. Darum werden alle Hände erschlaffen, und jedes
Menschenherz wird zerschmelzen. Und sie werden bestürzt sein, Wehen und
Schmerzen werden sie ergreifen, sie werden sich winden gleich einer
Gebärenden; einer starrt den anderen an, ihre Gesichter glühen.”

Panischer
Schrecken wird sich der Menschenmassen bemächtigen, so dass sie nicht mehr
wissen, was sie tun, und daher beginnen, sich gegenseitig umzubringen.

Dann
richtet sich jedes Mannes Schwert gegen den eigenen Bruder. Aber ihr
selbstsüchtiger Kampf um das Leben wird umsonst sein.

Wer nicht
von seinem Nächsten getötet wird, der wird von Gottes himmlischen Streitkräften
umgebracht. Die Vernichtung, die die Engel Christi über alle Gegner des Reiches
Gottes und seiner Königreichszeugen bringen werden, wird schrecklich sein.

 Viele
werden das Opfer einer Plage werden, durch die ihr Fleisch verwesen wird.
Jehova sagt:

„Ihr
Fleisch wird verwesen, während sie noch auf ihren Füßen stehen, ihre Augen
werden verwesen in ihren Höhlen, und ihre Zunge wird in ihrem Munde verwesen.“

Verwesen
wird die Zunge derer, die über die Warnung vor Harmagedon gespottet und gelacht
haben!

Verwesen
werden die Augen derer, die das Zeichen der Zeit des Endes nicht sehen wollten!

Verwesen
wird das Fleisch derer, die nicht begreifen wollten, dass der lebendige und wahre
Gott Jehova heißt!

Ja,
verwesen werden sie, während sie auf ihren Füßen stehen.

Von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende
werden Leichen umherliegen.

Wer wird denn durch Harmagedon
hindurchleben? Nur jene, die dem biblischen Gebot, Jehova zu suchen,
nachkommen. Für alle Überlebenden werden die Leichname ein Greuel oder
Abscheu sein. Würmer werden sich über die Millionen von Leichnamen hermachen
und nicht von ihnen ablassen, bis sie auch den letzten aufgezehrt haben. Die
Gebeine werden nur aus dem Grund begraben, daß das Land gesäubert wird.

Das war die
Lehre der Zeugen Jehovas, so wie sie mir als vierjährigem Jungen beigebracht
wurde. Das Zitat ist – leicht gekürzt – im Original entnommen aus: „Vom
verlorenen Paradies zum wiedererlangten Paradies“. In Gedanken sah ich damals
meine Nachbarn, meine Schulkameraden, alle Menschen meiner Stadt im
Schwefelhagel verbrennen.

Und ein
wenig beschlich mich als Vierjährigen schon die Frage: „Hoffentlich glaubt
der Jehova mir, dass ich mich wirklich für ihn angestrengt habe, so dass mir
die Schale seines Grimms erspart bleibt.“

Das Buch,
aus dem ich zitierte erschien auf Deutsch im Jahr 1959, mithin vor 50 Jahren.
Heute schreiben wir das Jahr 2009. Ist es da noch fair, auch heute noch von
psychischem Missbrauch zu sprechen? Kann sich nicht in 50 Jahren eine Menge
getan haben?

 

Bevor ich
darauf näher eingehe, möchte ich mich kurz vorstellen.

Wie Sie
sehen können, ließ ich mich 1981 als Zeuge Jehovas taufen. Dies hatte nichts zu
tun mit Gott oder Jesus oder meinem Glauben. Ich wollte ein Zeichen meiner
Linientreue setzen, um der elterlichen Überwachung zu entkommen.

Das klappte
auch ganz gut…

 

Ich möchte
im folgenden auf vier Bereiche besonders eingehen, wie sich psychische Gewalt
bei den ZJ manifestiert:

 

 

1. Die
todbringende Luft Satans

Wie Sie
sehen, schwirrt Satan, der Teufel höchstpersönlich um die Erde herum. Was
bedeutet das für einen Zeugen Jehovas? Und was hat dieses Bild mit
psychischer Gewalt zu tun?

Das
Zentralorgan der Zeugen Jehovas, Der Wachturm, gibt in seiner Ausgabe vom
15.06. 2003 auf der Seite 30 die Antwort. Unter der Überschrift „Kann Satan,
der Teufel, die Gedanken eines Menschen lesen?“ heißt es dort:

Jahrhunderte
lang konnte Satan das menschliche Verhalten studieren. Er muss gar keine
Gedanken lesen können, um beispielsweise zu erkennen, welchem Verhaltensmuster
wir folgen, um zu beobachten, was wir höchst unterhaltsam finden, oder um zu
hören, worüber wir reden. Unser Gesichtsausdruck und unsere Körpersprache
können ebenfalls Hinweise darauf geben, was wir denken oder empfinden.

Der Teufel und
seine Dämonen lauern immer und überall. Das wird auch ganz kleinen Kindern
bereits nahe gebracht. In einem Lehrwerk, speziell für Kinder im Vorschulalter
finden wir Sexualaufklärung kombiniert mit Dämonenangst:

In der
heutigen Zeit haben manchmal sogar schon Jungs und Mädchen Sex. Doch das ist
verkehrt. Die Bibel spricht über das männliche Geschlechtsorgan, den Penis. Das
Geschlechtsorgan der Frau heißt Scheide. Jehova hat die Genitalien für einen
ganz bestimmten Zweck geschaffen, für etwas, was nur Verheiratete dürfen. Die
Dämonen haben ihren Spaß, wenn die Menschen etwas tun, was Jehova verbietet.
Zum Beispiel gefällt es den Dämonen, wenn Jungs und Mädchen gegenseitig mit
ihrem Penis oder ihrer Scheide spielen. Wir möchten den Dämonen aber keinen
Gefallen tun, stimmts?

Es mag kaum
verwundern, wenn es vielen Kultaussteigern schwer fehlt, nach solch einer
Indoktrination im Kindesalter noch ein gesundes Verhältnis zu ihrer eigenen
Sexualität zu erlangen.

Ob Klein, ob
Groß, die Botschaft lässt sich klar und brutal zusammenfassen: Kontrolliere
stets deine Gedanken, deine Taten, deinen Gesichtsausdruck und deine
Körpersprache und hüte dich vor der organisierten menschlichen Gesellschaft, die
außerhalb der Zeugen Jehovas existiert, sonst wirst du die Beute Satans.

Und damit
sind wir bereits bei Jehovas gerechter Schlacht

Es gibt nur
einen Weg zu überleben, nur einen Weg, von dieser Schlacht verschont zu
werden: Bewusstseinskontrolle.

An dieser
Stelle nur einige Worte zur Verhaltenskontrolle und zur Beschränkung der
Freizeit. Was ein Zeuge Jehovas so alles in einem Jahr erledigt:

 

  • 768 Seiten „Der Wachtturm” lesen
  • 384 Seiten „Erwachet!” lesen
  • 48 Seiten „Unser Königreichsdienst” lesen
  • Eine Menge Broschüren und Bücher lesen
  • Täglich den „Tagestext” betrachten
  • 210 Stunden Zusammenkünfte besuchen
  • Vorträge halten und Rollenspiele vorführen
  • 200 Stunden Predigtdienst, inkl. peripheren Zeiten
  • Wöchentliches „Studium” mit der Familie
  • Persönliches „Bibel”studium
  • Ca. 6 Tage Kongresse besuchen
  • Ab und an beim Bau von Königreichssälen mithelfen

Insgesamtergibt das mindestens einen Zeitrahmen von 3,5 Stunden täglich. Wenn man sich
vorstellt, ganz normal berufstätig zu sein, wird klar, für weitere, eigene Interessen
oder gar kritische Gedanken bleibt gar kein Raum mehr. Eine eigene,
reflektierte Persönlichkeit kann bereits mangels Zeit nicht mehr ausgebildet
werden. Das ist es, was psychische Gewalt ausmacht.

Gehen wir
noch auf Gefühlskontrolle ein. Ich werde Ihnen einige Bilder aus den
Zeitschriften und Büchern der ZJ zeigen und bitte behalten Sie dabei im Sinn,
wie Steve Hassan Gefühlskontrolle charakterisiert:


Manipulation von Gefühlen und Einengung ihres Spielraums

• Übermäßiger Gebrauch von Schuld

• Übermäßiger Gebrauch von Angst

• Einpflanzen irrationaler Ängste

Schauen Sie
hier:

Wo möchten
Sie jetzt sein? Haben Sie wirklich alles in Ihrer Kraft Stehende dafür getan?

 

 

Dieses ist
für mich eines der perversesten Bilder überhaupt.

Sehen Sie
sich den Gesichtsausdruck an!

Dort
hinten, in den Fensterhöhlen – ich weiß nicht, ob Sie es erkennen können –
dort hinten stehen Menschen im Fenster und verbrennen.

Sie können
sie schreien hören.

Laut
schreien sie ihren unerträglichen Schmerz hinaus.

Vermutlich
stinkt es. … nach brennendem Menschenfleisch.

Und nun sehen
Sie, wie diese überlebenden Zeugen Jehovas gucken!

… Zombies!

  

 

Sie erinnern
sich an Satans tödliche Luft? Warum ist es so wichtig, dieser Luft unbedingt
fernzubleiben?

Sehen Sie
hier! Diejenigen, die sich von dieser Luft beeinflussen lassen, werden
Jehovas gerechtes Gericht erleiden.

 

 

 

Und nun zu
einem weiteren Meisterstück der Gefühlskontrolle. Schließlich muss man
beizeiten anfangen, entsprechende Ängste in die Herzen der Kinder zu legen.

Dieses Buch
ist speziell für Kinder und fragt: “Möchtest du zu den Überlebenden gehören?”

 

Der dritte
Aspekt, den ich gern ansprechen möchte, betrifft die sogenannte Blutfrage. Wie
Ihnen bekannt ist, lehnen die Zeugen Jehovas Bluttransfusionen ab.

Daran hat sich
auch seit 1998 nur wenig geändert.

Ich nenne
1998, weil in diesem Jahr die ZJ in Bulgarien vor der Europäischen
Menschenrechtskommission einen Vergleich mit dem Staat Bulgarien schlossen,
demzufolge niemand mehr bei den ZJ ausgeschlossen wird, weil er eine
Bluttransfusion an sich verabreichen lässt. Wieso hat sich dennoch bis heute so
gut wie nichts geändert?

Weil die ZJ in
den Folgemonaten nahezu unmerklich ihre Lehre änderten.Wurde man bis dato
ausgeschlossen, verlässt man nunmehr automatisch durch Akzeptieren der
Bluttransfusion die Zeugen Jehovas. Ein aktiver Ausschluss ist also gar nicht
mehr notwendig. Dem Buchstaben des Vergleichs wird damit Genüge getan; die
Folgen indessen sind die gleichen.

 

Ob du
ausgeschlossen wirst oder von allein gehst, du bist ein „Abtrünniger“, von
Jehova höchstpersönlich zum sozialen, seelischen und körperlichem Tod
verurteilt. der – da komme ich gleich noch zu – noch nicht einmal gegrüßt
werden darf.

 

Doch zurück
zur Bluttransfusion. Seit geraumer Zeit gibt es bei den Zeugen Jehovas die
Einrichtung des Krankenhausverbindungskomitees (KVK) Welche Aufgabe hat dieses
KVK? Die Antwort muss man wohl unterteilen in die offizielle und die
inoffizielle Mission.

Offiziell
unterstützt das KVK bei der Suche nach Ärzten und Krankenhäusern, die sich
bereiterklärt haben, ohne Blut zu operieren. Auf der anderen Seite gibt es
immer wieder Aussteiger, die berichten, wie das Komitee bei ihnen oder einem
Angehörigen gewissermaßen Wache hielt. Welcher Mensch kann sich unter ständige
Überwachung schon frei entscheiden? Hier wird den Berichten zufolge durchaus
massiv Einfluss genommen auf die Ärzte, die Schwestern und auch den Patienten.

Unter diesen
Umständen klingt es wie Hohn, wenn wir im Jahrbuch 2002 lesen

Jehovas
Zeugen sind … fähigen, hingebungsvollen Ärzten dankbar dafür, dass sie den Mut
und die Integrität haben, das Recht ihrer Patienten, sich gegen eine
Bluttransfusion zu entscheiden, zu achten und ihr eigenes Gewissen
zurückzustellen.

Patientenrechte
sind ohne Frage ein hohes Gut. Doch wann werden wir lesen dürfen:

Wir alle sind
solchen fähigen, hingebungsvollen Mitgliedern des KVK dankbar dafür, dass sie
den Mut und die Integrität haben, das Recht ihrer Patienten, sich für die beste
derzeit vorhandene medizinische Behandlung zu entscheiden, zu achten und ihr
eigenes Gewissen zurückzustellen.

Psychische
Gewalt findet viertens schließlich auch ihren Niederschlag in der Art und
Weise, wie ZJ mit Abweichlern umgehen.

 

 

Dieses Bild
ist dem Wachtturm – also der sekteneigenen Literatur -entnommen und beachten
Sie nur einmal, wie die junge Frau dort dasteht.

Vielleicht
hat sie bei einem alten Freund übernachtet und steht nun im Verdacht, mit ihm
geschlafen zu haben.

 

 

Trotzdem
werden die Ältesten, hier links und rechts vom Opfer, versuchen, ein detailliertes
Geständnis zu erlangen:

„Was genau
ist passiert“?

„Hast du
sein Geschlechtsteil gesehen?“

„Hat er dich
berührt?“

„Wo genau?“

„Was hast du
dabei empfunden?“

„Kam es zum
Samenerguss?“

Dieses sind
dann nur einige der Fragen, die – Aussteigern zufolge – dann gestellt werden.
Die Fragen wären übrigens die gleichen, wenn die junge Dame auf dem Bild ein
15jähriges Mädchen wäre… Als wären derart peinliche Verhöre noch nicht
menschenverachtend genug, folgt nun die „gottgewollte“ Strafe:

Gemeinschaftsentzug!
Was sind die Folgen? Von einem ZJ wird erwartet, sich seinen Freundeskreis nur
innerhalb der ZJ zu suchen. Wird er exkommuniziert, steht er vor einem Dilemma:
„Die draußen“ kennt er nicht, dort hat er keine Freunde und Vertrauten, und
„die drinnen“ reden nicht mehr mit ihm, sie grüßen ihn noch nicht einmal,
selbst dann nicht, wenn sie ihn zufällig beim Einkauf treffen.

„Bewahrt
euch selbst in Gottes Liebe“, veröffentlicht 2008, sagt dazu:

Wir reden
mit Ausgeschlossenen nicht über unseren Glauben und haben keinen sozialen
Kontakt mit ihnen. Ein einfacher Gruß [kann] der erste Schritt zu einer
Unterhaltung und vielleicht sogar zu einer Freundschaft sein. Möchten wir bei
einem Ausgeschlossenen diesen ersten Schritt tun? Ist es wirklich nötig, den
Kontakt völlig abzubrechen? Ja. Wer Jehova treu sein möchte, sucht nicht nach
Vorwänden für Kontakte mit einem ausgeschlossenen Verwandten, der eine eigene
Wohnung hat. Aus Herzenstreue gegenüber Jehova und seiner Organisation wird er
die biblische Regelung des Gemeinschaftsentzugs nicht unterlaufen.

Die Folge: Das
Opfer ist sozial vollkommen isoliert.

Das nenne ich:
Emotionale Erpressung!

 

  Nicht
wenige brechen unter diesem Druck zusammen. Wie reumütige Sünder kriechen sie
in den Kult zurück.

Was
geschieht mit denen, die sich freischwimmen?