Marinova
Anna Marinova, CRNRM [1], Bulgarien
Die Anhänger des Lehrers Petyr Dynov („Große Weiße Bruderschaft”) und die Medien
Der Anfang der Bewegung
Der Gründer der Glaubensgemeinde „Die Weiße Bruderschaft“ Petyr Dynov [auch: Petar Danov] wurde am 11. Juli 1864 im Dorf Nikolaeva (Chadzrtscha) geboren, das sich in der Nähe von Varna befindet.[2] Sein Vater war der bekannte Priester Konstantin Dznovski, der als Komponist sehr schöne christliche Lieder verfasst hat. Der junge Petyr bekehrte sich zuerst zu den evangelischen Christen und fuhr als deren Mitglied im Jahr 1888 nach den Vereinigten Staaten, um dort an der Universität von Boston Medizin zu studieren. Er hat sein Studium an der Medizinischen Fakultät nicht beendet und hat dann angefangen, ebenfalls in Boston Theologie zu studieren. Er soll dieses Studium dort im Jahr 1893 mit der Diplomarbeit über das Thema „Die Migration und Christianisierung der deutschen Stämme“ beendet haben, eine Behauptung, die von einigen Zeitgenossen von Petyr Dynov, wie D. Laskov, geleugnet wird.[3] Im Jahr 1895 ist Dynov nach Bulgarien zurückgekehrt und im Jahr 1896 erschien sein erstes Buch mit dem Titel „Die Wissenschaft und die Erziehung“. Vier Jahre später haben sich ihm drei Leute als seine ersten Schüler angeschlossen. Ab 1901 ist Dynov elf Jahre lang in Bulgarien umhergereist und hat viele Vorträge in verschiedenen Städten gehalten. Seit 1900 haben sich die Anhänger Dynovs jedes Jahr im August auf dem Rilaberg getroffen, eine Versammlung, die als „die Kette“ bekannt ist und bis heute dort im August stattfindet.[4] An den von Petyr Dynov veranstalteten Versammlungen durften am Anfang nur solche Leute teilnehmen, die von ihm persönlich eingeladen wurden. [5]
Seit 1906 wohnte Dynov in Sofia und jeden Sonntag hielt er Vorlesungen. Im Jahr 1927 ließ er im Bezirk Izgrev einen Saal bauen und wohnte später dort mit den treuesten seiner Schüler. Dynov hat von 1933 bis 1942 eine Reihe von Übungen und Bewegungen, also eine Art von Tanz, ausgedacht, der bis heute als „Paneurhythmie“ getanzt wird. Am 27 Dezember 1944 starb der so genannte und sich selbst so nennende „Lehrer“ Peter Dynov.
Die Weiße Bruderschaft hat sich in vielen Ländern in der ganzen Welt verbreitet, vorwiegend in Frankreich und in den Vereinigten Staaten. Jedes Jahr versammeln sich die Mitglieder von verschiedenen Ländern im August auf dem Rilaberg, um die Vorlesungen anzuhören, Lieder zu singen und Paneurhythmie zu tanzen. Die Weiße Bruderschaft benutzt alle Arten von Medien, um neue Mitglieder anzuwerben.
Ich möchte einige Aussagen von Dynov’s Büchern zitieren, die zumindest sehr verwirrend klingen:
Zitate aus Büchern
“Es steht in der Heiligen Schrift geschrieben: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Matth. 5:48 – meine Anmerkung). Jetzt mache ich mit Ihnen einen Versuch, um zu testen, wer von Ihnen vollkommen und wer nicht vollkommen ist. Ich würde auf Sie etwas Gas giessen und ein Streichholz anzünden, um zu sehen ob Sie brennen würden oder nicht. Wenn Sie brennen und verbrennen würden, dann wüssten Sie selbst, von welcher Sorte Sie sind, und wenn sie nicht zu brennen beginnen würden, dann wüssten Sie es ebenfalls“.[6]
Man sollte das nicht buchstäblich verstehen, doch stehen immerhin solche Aussagen einer menschenfeindlichen Ideologie sehr nahe. Ich zitiere die Sätze von Dynov in seiner eigenen Reihenfolge.
Verblüffend sind auch die folgenden Worte von Dynov: „Es wird keine Lüge erlaubt! Sie sollen die Wahrheit nicht verdrehen, wie meine Worte! Sie sollen in meinem Namen nicht lügen, ich erlaube das nicht! Denken Sie darüber nach, dass, wenn jemand in meinem Namen Lügen ausspricht, von ihm nichts bleiben wird (im Sinn: der wird nicht weiter existieren). So sagt der Lehrer…. Sie würden vielleicht behaupten, dass Sie ohne Lügen nicht leben könnten. Es ist aber möglich ohne Lüge zu leben! Es wäre ohne Lüge! Ich bin zu Ihnen sehr nachsichtig. Alle Ihre Sünden können vergeben werden, aber die Lüge kann nie vergeben werden!“.[7]
Einige Berichte von der Weißen Bruderschaft im Internet
In Internet ist die Weiße Bruderschaft mit der Website http://www.bratstvoto.net und mit ein paar weiteren Websites (dazu auch auf Englisch und Italienisch) sehr gut präsent. Es ist mir natürlich unmöglich, Ihnen alle darin enthaltenen Behauptungen vorzustellen, die einige beunruhigende Merkmale und Ähnlichkeiten mit Sektenauffassungen zeigen.
Auf der Website lenkt die Rubrik „die okkulten Wissenschaften“ die Aufmerksamkeit von Leser/Innen auf sich. Deshalb möchte einen Teil dieser Texte übersetzen.
Die okkulten Wissenschaften
Der Lehrer
„Die Menschheit ist einen langen Weg der Entwicklung gegangen und heute ist sie einigermassen imstande, die großen Geheimnisse zu verstehen, die seit Jahrtausenden von fortentwickelten Stellen in so genannten geistlichen Akademien aufbewahrt und tradiert sind. Das Wort Okkult bedeutet „verborgen“, „verdeckt“, „geheim“. In den Okkultakademien lernt man über Erscheinungen und Mächte, die unzugänglich sind, weil sie sehr abstrakt sind. Andererseits sind sie Geheimnisse, weil die Gefahr besteht, dass ein Teil der Methoden böswilligen Menschen bekannt werden und diese sie für ihre frevelhaften Ziele ausnutzen könnten. Okkultzentren existieren vom Altertum her. Sie begleiten die Menschenevolution. Alle erhabenen Lehrer wie Manu und Buddha in Indien, Konfuzius und Lao-Tse in China, Zoroaster in Persien, Hermes in Egypten, Mose, Orpheus, Pytagoras, Christus und Beinsa Duno (Der Lehrer) sind Okkultisten. Die bekannten Bereiche des Okkultismus sind: Alchemie, Astrologie, Kabala, Phrenologie, Chiromantik, Physiognomie, Graphologie, Numerologie. Ohne dass die Okkultisten wissenschaftliche Ergebnisse leugnen, lehren und erklären sie “die übernatürlichen Erscheinungen“, die für sich etwas Reales und wissenschaftlich Begründetes sind. Für uns ist das Unsichtbare unerfassbar, weil wir die dazu nötigen Sinne und Organe nicht besitzen. Im Unterschied zur offiziellen Wissenschaft, die in den meisten Fällen nur die physische Welt kennt, kennt die Okkultwissenschaft noch zwei Bereiche – einen geistlichen und einen göttlichen. Im Altertum haben Okkultwissenschaft und Religion in den Tempeln friedlich zusammengelebt. Die ersten Christen haben Okkultismus betrieben, später aber hat die offizielle Kirche die Okkultmethode geleugnet und verboten, die Okkultisten wurden verfolgt und ermordet. Heute aber hat die Wissenschaft die Okkultlehre bewiesen, so z. B. ist es schon bekannt, dass die Aura des Menschen existiert. Auf dieser Weise sind die Worte des Lehrers, die das Unsichtbare betreffen, gut bestätigt“.
Auf der Website sind sehr interessante Rubriken zu finden – „Die klingende Kabbala“ oder „Ist Ihr Name harmonisch?“, „Chiromantik“, „die Zahlen“, „die Farben“ usw. Man kann sehr viel über sein Horoskop lesen – ob der Tag für jemanden gut oder schlecht karmisch vorbestimmt ist. Diese Texte werden natürlich als wissenschaftlich begründete Kenntnisse vorgestellt.
Kanal 1 (Der erste Fernsehkanal) und die Auswahl von bedeutendsten Bulgaren/Bulgarinnen
Der Fernsehkanal 1 wurde im Jahr 1959 als erste nationaler Fernsehkanal begründet. Nach dem Fall des Sozialismus in Bulgarien im Jahre 1989 gilt dieser Kanal auch heutzutage als der bedeutendste Fernsehkanal, obwohl wir heute 2 andere nationale Fernsehkanäle haben (BTv und Nova Televisia). Jedes Jahr begrüßt der Präsident unsere Bevölkerung in einer Sendung von Fernsehkanal 1.
Im Jahr 2007 hat dieser Fernsehkanal eine Liste der 100 bedeutendsten Bulgaren und dazu eine Webseite (http://www.velikite.bg) vorgestellt. Die Leute wurden aufgefordert, für jene Bulgaren zu stimmen, die sie für die größten hielten. Es gab auch die Möglichkeit, seine Auswahl per SMS zu machen. Obwohl es seit Jahren bekannt ist, dass beim Fernsehkanal 1 sehr viele Dynov-freundliche Journalisten arbeiten, hat niemand erwartet, dass Petyr Dynov als 2. großer Bulgare auf dieser Liste erscheinen könnte (auf den ersten Platz kam der Nationalheld Vasil Levski, der gegen die Ottomanische Herrschaft viele geheime Vereinigungen in ganz Bulgarien gegründet und dagegen gekämpft hat). Die Überraschung über dieses Ergebnis war sehr groß, weil der Gründer unseres Staates, Chan Asparuch, nur den dritten Platz einnahm. Für mich bleibt die Frage offen, ob die meisten von denen, die abgestimmt haben, Mitglieder von Dynov waren, oder ob das Abstimmungsergebnis irgendwie verfälscht wurde, weil es ja nicht in Ordnung ist, wenn der Gründer unseres Landes bei den Bulgaren weniger beliebt wäre als Dynov.
Die Sendung „Big (VIP) brother“ (Der große Bruder)
Der Fernsehkanal Nova Televizia wirbt für Weiße Bruderschaft
Vor einem Monat wurde die Sendung „Big brother“ für prominente Leute („VIP Brother“) inszeniert.. Die „Stars“ haben einen Monat lang in einem Haus gewohnt, das tags und nachts mit vielen Kameras überwacht wurde. Die Prominenten waren dort, weil sie Geld für kranke Kinder in Bulgarien sammeln wollten. Die Regisseure hatten eine Aufgabe für die Prominenten ausgedacht. Sie alle sollten sich in Weiß als Dynov’s Anhänger kleiden und einen Tag lang weiße Kleider anhaben. Eine TV Leiterin der Sendung „Zu einer Tasse Kaffee“ mit dem Künstlernamen Gala (sie ist TV Leiterin auch im Fernsehkanal Nova Televisia) wollte diese Aufgabe nicht übernehmen. Sie sagte, sie wolle sich nicht als Dynov-Schülerin kleiden, weil sie orthodoxe Christin sei. Diese ihre Ablehnung hatte zur Folge, daß alle „Stars“, die an VIP Brother teilgenommen haben, bestraft wurden. Die Strafe war strenges Fasten für alle. Das geschah 3 Tage vor Ostern.
Ist es in Ordnung, wenn man dazu gezwungen wird, sich als religiöser Anhänger zu kleiden, dazu noch von einer solchen Religion, und man dafür bestraft wird, wenn man sein Recht auf religiose Freiheit ausübt und sich weigert, bestimmte Kleider anzuziehen?
Berichte und Werbung für Weisse Bruderschaft in den Zeitungen
Die Zeitung „Bratski jivot“ („Das brüderliche Leben“) berichtet über Schüler von Sri Chinmoy
Die Zeitung “Bratski jivot (Das brüderliche Leben)“ ist das offizielle Medium der Weißen Bruderschaft in Bulgarien. Heutzutage ist sie auch im Internet unter www.bialobratstvo.info on-line zu finden. Ein Artikel in der letzten Ausgabe berichtet über ein Ereignis, das sehr viele Fragen offen lässt. Das war ein Zusammentreffen von Anhängern des weltbekannten Gurus Sri Chinmoy mit Petyr Dynov. Am 27. Juli 2008 haben einige Schüler des Sri Chinmoy das Grab von Petyr Dynov besucht, das ihnen als heiliger und friedenvoller Ort bekannt ist. Sie sollen als Teilnehmer einer Weltinitiative zur Förderung von Harmonie, Freundschaft und Einigkeit unter den Völkern gekommen sein. Die Dynov-Anhänger sollen die Läufer mit den Fackeln, die das Streben nach Harmonie in der Welt symbolisieren, begrüßt haben.
Einige Monate später, am 14. 12. 2008, sollen wieder die Anhänger Sri Chinmoy’s mit jenen von Dynov, diesesmal im Restaurant Kring, zusammengetroffen sein und gemeinsam gebetet haben. Nach dem Gebet soll eine Musicalprogramm begonnen haben, das vorwiegend aus Sri Chinmoy’s Musik bestand. Der Gastgeber dieser Veranstaltung sei das Sri Chinmoy Zentrum gewesen. Nach dem Mittagsessen sollen eine Sri Chinmoy-Anhängerin einen Gedanken von Dynov und ein Schüler von Dynov einen Spruch von Sri Chinmoy vorgelesen haben. Das Zusammentreffen soll bestätigt haben „dass die Botschaft für Friede, Toleranz und Einigkeit, die die beiden Gemeinschaften bekennen, auch in der Zukunft weiterhin ihre wichtige Rolle für die Harmonie der Welt im neuen Jahrtausend spielt“.[8]
Die Weiße Bruderschaft wurde von der Religionsdirektion bzw. vom Gericht als religiöse Gemeinschaft anerkannt. Sind aber diese freundlichen gegenseitigen Beziehungen (inklusive gemeinsamen Gebets) nicht etwa eine offizielle Anerkennung einer neuen religiösen Gemeinschaft wie der von Sri Chinmoy, die einige kritischen Züge aufweist, vonseiten einer anerkannten Bewegung (in diesem Fall – der weiße Bruderschaft)? Ist die Weiße Bruderschaft etwa eine Fürsprecherin der Sri Chinmoy – Gemeinschaft vor unserer Gesellschaft?
Die Zeitung „Rodovo imenie“ (Das Familienlandgut) wirbt für die Lehre und Praxis von Petyr Dynov
Es ist ja auch sehr fragwürdig, dass die Zeitung „Rodovo imenie“ (Das Familienlandgut), die die Mitglieder von Anastasia [9] in Bulgarien vertritt, für die Lehre und Praxis von Dynov wirbt. In der Wochenausgabe von 13-19. 11. 2006 ist auf der Seite 11 eine Werbung für „Heilung durch Ernährung“ von Petyr Dynov zu finden. Einige Zeilen von dieser Heilung, eigentlich Heilsratschläge: „Wer gesund bleiben möchte, der soll ungebratenen Zwiebel essen. Nur jener, der unter einen Lungenkrankheit leidet, darf gebratene Zwiebel essen. Wer gesund sein möchte, der soll nur Nahrung zu sich nehmen, die von einer Person gekocht ist, die jemanden liebt. Wenn der Zwiebel ganz klein geschnitten und dazu gebraten ist, verliert er seine magnetische Kraft“.[10] „Wenn Sie sich nervös und nicht wohl fühlen, essen Sie zwei Birnen oder zwei Äpfel – egal ob kleine oder große. Das Gesetz wirkt auf dieselbe Art und Weise. Die Kraft ist nicht in der Größe, sondern in der Zahl zwei als Prinzip.“[11]
Eine kreative und leckere Werbung für Weiße Bruderschaft
Die Weiße Bruderschaft ist in der Werbung sehr begabt und kreativ. Vor einem Jahr wurden in vielen Läden Pralinen „Amphora“ angeboten, die aus kommunistischer Zeit sehr bekannt sind (Damals gab es nur einige Arten von Pralinen und diese haben sehr gut geschmeckt). Das Angebot war wie folgt: – wer nur drei Packungen der Pralinen „Amphora“ eingekauft hätte, hätte eines von 1000 Büchern (unter denen auch Bücher von Petyr Dynov) gewinnen können. Das Bild von Dynov war auch auf dem Deckel dieser Pralinen zu sehen. Man hätte das Bild auf dem Deckel ausschneiden können und wenn man drei Bilder gesammelt hätte, hätte man die per Post einschicken und darauf hoffen können, dass man ein Buch als Geschenk bekäme. Das ist bestimmt eine der schlauesten Arten von Werbung, die ich jemals gesehen habe.
Natürlich könnte man das von mir vorgetragene Thema nicht ausschöpfen. Wir hoffen, dass unser Zentrum in Sofia, das erst seit 2 Jahren besteht, viele neue Kenntnisse und Erfahrungen von Ihnen allen sammeln könnte und sich weiter gut entwickelt. Wir möchten sehr gern von Ihnen lernen!
Ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!
[1] Center for Research of New Religious Movements
[2] Siehe http://www.bratstvoto.net
[3] Laskov, D. Der Dynovismus als Theosophische Lehre in Dynovizmyt bez maska (Dynovismus ohne Maske), Sammelband, Sofia 1995, S. 5.
[4] An den von Petyr Dynov veranstalteten Versammlungen durften am Anfang nur solche Leute teilnehmen, die von ihm persönlich eingeladen wurden.
[6] Dynov, P. Velikoto sega, Sofia 2008, S. 6.
[7] Dynov, P. Velikoto sega, Sofia 2008, S. 7, 10.
[8] Bratski jivot, br. 34, dekemvri 2008. (Bruderliches Leben, Nummer 34, Dezember 2008), S. 6.
[9] Siehe http://www.anastasia-de.eu/
[10] Rodovo imenie, br. 46/2006, S. 11.
[11] Rodovo imenie, br. 46/2006, S. 11.